Industrieverpackungen mit smarter Technologie verbinden

Max im Gespräch mit Felix Weger, Gründer und Produktentwickler von Packwise GmbH, Dresden

„Diese Episode ist interessant für jeden, der wissen will wie man IBC Container sauber trackt und dadurch Mehrwehrt in der Supplychain generieren kann“, summiert Max Meister sein Gespräch mit Felix Weger, einem der drei Gründer der Packwise GmbH. 

Packwise sorgt in der Verwendung von IBC Containern für Transparenz, indem sie den Unternehmen über einen ebenso smarten wie einfachen Device mehr Kontrolle über ihre Verpackungen geben. Und damit die Möglichkeit viele Prozesse besser zu steuern. Das hat eine ganze Reihe von Vorteilen, wie z.B. die Wiederverwertung effizienter zu organisieren und dadurch weniger Verpackungsmaterial bei der gleichen Menge an Füllgütern zu verwenden. Oder besser über den Zustand der transportierten Güter im Bilde zu sein.

Wie erfolgreich Packwise, in 2017 gegründet, die Expansion im Markt betreibt, zeigen nicht nur die vielen Kunden, sondern auch nicht zuletzt der Abschluß einer siebenstelligen Pre Series A Finanzierungsrunde vor wenigen Wochen. 

Also viele Gründe für Max Meister im Gespräch ein wenig mehr über dieses erfolgreiche Start Up und seine Services zu erfahren. 

Viel Freude beim Hören.

Wir freuen uns weiter über Fragen, Anregungen, Themenvorschläge an max@supplychainhelden.de

 

Transskript

Transskript/Links

MAX MEISTER: Also gut, dann versuche ich das mal als Onetake zu machen. Ja, heute gibt es eine neue Folge von Max und die SupplyChainHelden. Und in dem Sinne ist es eine Premiere. Und zwar bedanke ich mich bei meinem Gast, Felix Weger, weil ich die erste Aufnahme nämlich nicht verwenden konnte. Weil da irgendwas mit meiner Tonspur nicht gepasst hat. Darauf gehen wir sicherlich gleich noch mal ein. Wenn ihr wissen wollt, was ein IBC-Container ist und warum es Sinn macht, so einen zu tracken und nicht nur in den Garten zu stellen und wie man das Ganze machen kann, für den ist die Folge interessant. Ein superspannendes Startup hier aus Deutschland. Und mich würde es sehr freuen, wenn die da einen erfolgreichen Trackrecord hinlegen und vielleicht können wir auch in einem Jahr noch mal sprechen. Ich habe auf jeden Fall einiges gelernt, weil es eine Technik ist, mit der ich mich davor nicht beschäftigt habe. Und wie das ganz genau ausschaut, das versuche ich jetzt mit meinem Gast, Felix, zu erklären. Wie immer freue ich mich über Feedback. Einfach eine E-Mail schreiben an max@supplychainhelden.de Und dann steigen wir gleich mal ein. Hallo Felix.

FELIX WEGER: Hallo Max, grüß dich. Und vielen Dank, dass ich noch eine zweite Chance kriege, das Ganze noch mal aufzunehmen.

MAX MEISTER: Ja, also in dem Fall ist es meine zweite Chance. Also das ist einfach so, wenn man Sachen ausprobiert oder nicht jeden Tag macht. Ich bin auch kein super Tontechniker. Und deswegen ist das schon okay. Wir schauen mal, dass wir einen guten Inhalt zusammenbringen und nicht zu viel an die erste Aufnahme denken.

FELIX WEGER: So machen wir es.

MAX MEISTER: Also du bist Gründer oder Mitgründer und Geschäftsführer von der Firma Packwise. Und ihr stellt spezielle Tracking- oder Smart Caps-Geräte vor, um IBC-Container zu tracken. Und bevor wir einsteigen, was ist ein IBC-Container und warum sollte ich den überhaupt tracken?

FELIX WEGER: Genau. Ein IBC-Container steht für Intermediate Bulk Container und ist eine Industrieverpackung. Also wird in der Industrie für den Transport von Flüssigkeiten eingesetzt, zwischen Firmen. Das sind vor allem Chemikalien, Säuren, Laugen. Können aber auch Lebensmittel sein, wie zum Beispiel Marmeladen, Flüssigzucker, Stärke und Aromen. Und in dem Fall bestehen die aus Kunststoff. Bis zu 65 Kilogramm Kunststoff werden da verbaut. Und es gibt deutschlandweit 10 Millionen davon, die jedes Jahr befüllt werden. Weltweit 300 Millionen. Und nachdem die dann genutzt werden, sieht man die am Ende oft auch auf Feldern stehen oder in Schrebergärten, viereckige Würfel, die auf so einer Kunststoffpalette stehen. In so einem Gitter. Und die tracken wir. Und genau.

MAX MEISTER: Okay. Also damit ich richtig verstehe, das sind diese, sage ich mal, Europaletten-Grundfläche ungefähr, anderthalb Meter hoch oder so von der Richtung. Und da sind in der Regel immer Flüssigkeiten oder sind auch Granulate drinnen? Kannst du da noch ein bisschen was sagen?

FELIX WEGER: In der Regel Flüssigkeiten. In der Regel nur Flüssigkeiten, genau.

MAX MEISTER: Okay. Also einen IBC-Container habe ich mit Sicherheit oder hat mit Sicherheit jeder von euch schon mal gesehen. Und das Produkt, das ihr gebaut habt, ihr nennt das Smart Cap. Kannst du das kurz beschreiben? Und dann würde ich gerne von dir wissen, warum man es tracken soll.

FELIX WEGER: Genau. Also was wir machen, ist, wir haben eine Hardware entwickelt. Die nennen wir eben Smart Cap. Die man auf jeden dieser Container einfach aufsetzen kann über ein Klebesystem. Und dann fangen wir alle Daten rund um diesen Container zu erfassen. Das ist der Füllstand. Also wie viel von dem Produkt ist in dem Container drin. Wie warm ist die Temperatur oder wie kalt. Wo steht der Container. Also den Standort erfassen wir. Die Lage und die Bewegung. Und das senden wir alles in die Cloud. Wir haben auch eine Webapplikation, die es unseren Kunden hilft, diese ganzen Daten dann auch zu visualisieren und vor allem, um deren Flotten an Containern zu managen. Also unser größter Kunde, er befüllt jedes Jahr eine Millionen Container, in Europa alleine. Und da ist natürlich unsere Hoffnung, dass wir a) alle diese Container ausstatten, damit b) dann auch der Kunde diese Flotte effizient managen kann. Damit der weiß, wo die sind, wann die abgeholt werden können, et cetera, pp. Und so sind wir gestartet.

MAX MEISTER: Okay. Also zu der Webapplikation und den Geschäftsmodellen, die dann hinten dran stehen, das besprechen wir später. Wie ist denn da heute in dem Markt sozusagen der aktuelle Stand? Also du hast beschrieben, ihr könnt den Füllstand tracken. Ihr wisst, wo sozusagen der IBC-Container ist. Ihr wisst auch ein bisschen was über den Zustand. Also wenn es sozusagen in Anführungszeichen schlecht transportiert wird. Gibt es da ähnliche Lösungen? Oder wie ist da sozusagen/ Also ist das eine Blackbox für die Anbieter? Wie ist da der Stand?

FELIX WEGER: Genau. Also als wir angefangen haben, vor drei Jahren, gab es das noch nicht. Und das war auch der Grund. Ich habe für einen Verpackungshersteller gearbeitet, der eben genau diese Verpackung hergestellt hat. Und wir haben unseren Kunden geholfen, die in Kreisläufen zu organisieren. Und habe selber gemerkt, was das für eine Blackbox ist. Was für eine Excel-Schlacht und wie viel organisatorischer Aufwand dahinter steckt. Wir haben uns dann selbstständig gemacht und sind mittlerweile 15 Leute. Hauptsächlich Entwickler. Und haben ein Gerät entwickelt, das genau das macht. Eben diese Daten zu erschaffen. Und man denkt immer, man ist der erste und einzige, der so eine Idee hat. Aber parallel waren auch andere Teams unterwegs. Aber in Summe hat das keiner so konsequent umgesetzt wie wir, so auf diese Nische bezogen auch. Sodass wir aktuell am umfangreichsten alle, ich sage mal alle, Möglichkeiten da schöpfen und ausheben. Und was vielleicht da ganz spannend ist, ist, dass wir am Anfang uns sehr stark auf die Verpackung konzentriert haben. Also wir haben gesagt, wir wollen unserem Kunden helfen, dass er seine Verpackung schneller und effizienter einsetzt. Das spart viel Geld und macht auch die Lösung sofort bezahlt, oder relativ schnell. Aber in den Gesprächen mit unseren Kunden, zum Beispiel ist einer unserer größten Kunden ist BASF, einer der größten Chemieproduzenten der Welt oder sogar der größte. Und die sind weniger an der Verpackung interessiert als mehr an dem Produkt, das da drin verpackt ist. Und die sagen, wir wollen halt verfolgen können, ob die Temperaturen das Produkt angegriffen haben, ob das Qualitätsmanagement gut funktioniert. Und am Ende, und das ist auch ganz neu und eigentlich das Wichtigste an unserer Lösung, wird die Verpackung von einem Transportmittel zu einer Schnittstelle zum Kunden. Also BASF versteht jetzt besser, wie der Kunde das Produkt nutzt, wie der Bedarf ist und kann ganz neue Geschäftsmodelle drauf legen. Und das ist das, was gerade auch wirklich den Absatz bei uns treibt und das Hauptinteresse unserer Kunden ist.

MAX MEISTER: Okay. Wenn ich jetzt mich in die sozusagen Rolle von BASF versetze, die werden ja an den Containern selber nichts verändern wollen. Wie wird euer Smart Cap, das ist so, sage ich mal, so faustgroß ungefähr oder wie so ein Wasserglas, wie wird das montiert? Was muss man da beachten?

FELIX WEGER: Genau. Also vielen Dank, dass du da Wasserglas zu sagst. Viele sagen Aschenbecher, weil es ein bisschen diese Größe hat. Manche auch Brotbox. Aber ungefähr so sieht das aus. Und das war auch unsere Prämisse. Es gibt verschiedene, die sind sehr genormt, diese IBCs, aber doch haben sie kleine Unterschiede. Und die Kunden beziehen die von verschiedenen Lieferanten, diese Verpackungen. Und unser Gerät passt auf jeden IBC, egal von welchem Hersteller. Das ist deswegen so wichtig, weil wir skalieren wollen. Also wir wollen sehr schnell wachsen. Und das können wir nur, wenn wir in dieser Nische alle Container-Arten ausrüsten können. Und zwar auch ganz, ganz schnell. Also bei uns ist so, man nimmt das Gerät, schaltet es an und klebt es auf die Oberfläche oben auf den Container auf. Und schon ist die Verpackung, ist der IBC mit dem Internet verbunden und ich sehe alle Daten. Füllstand, Temperatur und Ort. Und das macht es halt auch für unsere Kunden so einfach das anzubringen und umzusetzen.

MAX MEISTER: Okay. Das heißt, weil man sozusagen auch keine Inter/ Also das heißt, ihr berührt nicht die Flüssigkeit, die transportiert wird. Das heißt, für Marmeladen, so wie du gesagt hast, ist das in dem Sinne keine, müsst ihr auch gar nicht irgendwelche speziellen Auflagen erfüllen, oder?

FELIX WEGER: Genau. Das ist der große Vorteil. Erstens verändern wir den Container nicht. Der bleibt weiterhin so sicher. Und kann damit auch Gefahrstoffe transportieren, wie Säuren. Und wir kommen nicht in Berührung mit dem Lebensmittel. Was mit dem Lebensmittelrecht sehr problematisch wäre. Und wir kommen aber auch nicht mit hochaggressiven Medien, also zum Beispiel Chemikalienverbindungen. Sondern wir können durch den Kunststoff das alles messen. Durch die Verpackung durch.

MAX MEISTER: Wie, also sozusagen, wenn ich jetzt, keine Ahnung, klein, was ist denn die kleinste Containermenge, wo eine Bestellung bei euch Sinn machen würde?

FELIX WEGER: Also wir sind nur im B2B-Bereich unterwegs. Und das heißt, Industriekunden. Aktuell beliefern wir alles von 100 Containern bis eben potenziell eine Millionen und weiter. Da sind wir total skalierbar. Aber wir sind volumengetrieben. Das heißt, wir machen sehr wenig Geld mit dem ersten Verkauf der Hardware. Und haben aber ein Abo-Modell, das dahintersteht. Weil wir ja über Jahre hinweg die Daten weltweit übertragen über Mobilfunk, in unserer Webapplikation anzeigen. Und dann diesen Aboservice, der an jedem Gerät hängt, darüber machen wir das Geld. Und würden wir unter 100 Geräten anfangen, dann würde sich das auch bei langer Laufzeit nicht rentieren.

MAX MEISTER: Okay. Zu den Kosten komme ich gleich. Weil ihr wollt ja auch Geld verdienen. Mich würde aber noch interessieren, wenn du von jahrelang gesprochen hast, was für eine Akkulaufzeit oder was für eine Lebenszeit hat so ein Smart Cap?

FELIX WEGER: Genau. Also die Container haben eine Zulassung, diese IBCs, von ungefähr fünf Jahren. Danach dürfen sie keine Gefahrgüter mehr transportieren. Und so lang muss unser Gerät auch funktionieren. Und dann ist immer die Frage wie oft messen und senden wir? Wir sind batteriebetrieben. Also wenn wir einmal am Tag den Füllstand messen, Temperatur et cetera, pp und das übertragen, über die Funkstrecke, dann mindestens fünf Jahre, das garantieren wir.

MAX MEISTER: Okay. Also sozusagen eine Lösung über den gesamten Lebenszeitraum von einem IBC-Container.

FELIX WEGER: Genau. Danach ist es auch nicht vorbei. Wir bauen ein Life-Cycle-Management auf gerade mit einem Warehouse- und Logistikanbieter, dass wir die Geräte dann tauschen. Wir nehmen die alten zurück und tauschen die gegen neue Geräte. Danach werden die alten aufbereitet und dann auch wieder in den Verkehr gebracht.

MAX MEISTER: Was mich jetzt interessieren würde, ihr seid natürlich jetzt wahrscheinlich hauptsächlich unterwegs sozusagen in existierenden Kreisläufen innerhalb Deutschlands zum Beispiel. Also bei BASF, kannst du das mal beschreiben? Wohin werden die geschickt und wie lange dauert es, bis die wieder zurück kommen?

FELIX WEGER: Ja, das ist ganz spannend. Also erstmal sind wir europaweit unterwegs. Wir haben Kunden in eigentlich mittlerweile, oder laufende Geräte, in allen europäischen Ländern. Und können da auch perfekt die Daten übertragen dank der Roaming-Agreements, die es mittlerweile zwischen den Telekomunternehmen gibt. Und das ist wirklich sehr gut ausgebaut. Aber das ist auch eben spannend. Wir arbeiten immer mit Piloten. Wir starten immer mit Piloten, weil das für unsere Kunden immer etwas Neues ist. Die habe noch NIE ihre Verpackung oder die IBCs digitalisiert. Und sie wissen am Anfang gar nicht, was sie damit machen sollen. Deswegen verdeutlichen wir das über Piloten. Und diese Piloten haben wir anfänglich auf drei Monate ausgerichtet, weil unsere Kunden gesagt haben, bis dahin haben sich unsere Container in Kreisläufen zwei bis drei Mal gedreht. Das heißt, ich habe sie befüllt, dann habe ich sie zum Kunden geschickt. Der Kunde hat sie entleert und mein Logistikdienstleister hat sie abgeholt, aufbereitet, gewaschen und ich habe sie wieder auf dem Hof. Das habe ich drei Mal in drei Monaten gemacht. Die Realität ist, dass wir mittlerweile im Schnitt sechs Monate diese Piloten laufen lassen, und sie haben sich vielleicht ein bis maximal zwei Mal gedreht. Das zeigt auch, wie intransparent und wie wenig Verständnis man für das Thema hat. Weil man bis jetzt noch nicht die Daten erfasst hat.

MAX MEISTER: Also das heißt, in dem Fall ist ja eigentlich das eine Chance für euch und auch als Argument für die Zukunft, wenn ihr zum Beispiel die langen Standzeiten von so einem Container beim Kunden eurer Kunden identifiziert, das hilft ja auf jeden Fall sozusagen da das Geschäftsmodell auch ein bisschen, ja, besser zu verstehen und auch anzupassen. Was mich jetzt…

FELIX WEGER: Eine Ergänzung dazu, Max. 80 Prozent der Zeit stehen die Container leer herum.

MAX MEISTER: Okay.

FELIX WEGER: Weil der Kunde, der sie entleert hat, hat die dann auf seinen Hof gestellt und gibt nicht an, dass sie abgeholt werden können. Ich als Produzent weiß überhaupt nicht, dass sie leer sind. Ich vermute, sie sind noch voll. Ich löse den Abholauftrag nicht aus. All das können wir eigentlich sehr transparent gestalten. Und vor allem muss der Endnutzer auch nicht mehr die Abholung beauftragen und sagen, hey, hol mal ab. Sondern wir sehen das ja, dass die leer sind und können das automatisch lostreten.

MAX MEISTER: Wenn du jetzt auf die weltweite Supply Chain schaust, wie viele von den IBC-Container werden beispielsweise in China schon befüllt? Kann man das sagen?

FELIX WEGER: China ist für uns, also grundsätzlich ist das alles sehr intransparent. China ist für uns schwierig zu greifen, deswegen kann ich da keine genauen Zahlen sagen. Wir wissen, dass ungefähr 80 Millionen in Europa befüllt werden. Sehen eine ähnliche Zahl in Nordamerika. Und wahrscheinlich ähnlich also auch in China.

MAX MEISTER: Ja, ich frage deswegen, weil richtig spannend wird das Ganze ja auch, wenn man wirklich dann sozusagen von Anfang bis zum Ende vielleicht so einen IBC-Container tracken kann. Wobei, wenn du jetzt sagst, 80 Millionen werden in Europa befüllt, das ist ja schon ein sehr schöner, adressierbarer Markt.

FELIX WEGER: Absolut, genau. Deswegen konzentrieren wir uns auch darauf. Und wir sind ein Nischenspieler und wir konkurrieren in dem Bereich mit sehr vielen, ich sage mal, Asset-Tracking-Anbietern, die sozusagen alles tracken können. Vom Ladungsträger in der Automobilindustrie bis hin auch zum IBC. Aber unserer Meinung nach dann nicht so tief reingehen in den Use-Case, dass sie den vollen Mehrwert für den Kunden herausholen. Denn wir merken, dass besonders in der Logik in den letzten zehn, fünf Prozent der Logik steckt irgendwie 80 Prozent des Mehrwerts für den Kunden. Allein anzuzeigen, wo ein Container auf einer Map ist, hilft dem Kunden nichts. Das ist null Mehrwert. Am Anfang ist das ein bisschen Erstaunen, ja super. Aber darüber hinaus, wie kann ich dann Prozesse automatisieren. Kann man mit einem Icon auf einer Map gar nicht arbeiten.

MAX MEISTER: Ja, also kann ich nachvollziehen. Fasziniert vielleicht einen Geschäftsführer, wenn man das sieht. Aber es bringt im aktiven, täglichen Doing vielleicht nicht unbedingt extrem viel. Ich würde jetzt gern noch mal ein bisschen auf das Thema Softwareanbindung und eure Plattform eingehen. Und zwar, wie läuft das normalerweise ab, wenn ich Interesse habe und ich sage mal, ich habe tausend Container im Umlauf. Ich melde mich bei euch, ihr wollt, wie setzt ihr so einen Piloten auf?

FELIX WEGER: Genau. Während der Krise, da haben wir aus der Not eine Tugend gemacht. Normalerweise sind wir immer zum Kunden gefahren, haben uns das vor Ort angeschaut und haben gesagt, hier sind die Geräte, wir bringen die mit euch an. Und dann könnt ihr im Rahmen eines Piloten fünf bis zehn Container tracken. Gleichzeitig haben wir denen einen Account in unserer Webapplikation freigeschalten. Und schon konnten die von Tag eins an ihre Container verfolgen. Aktuell schicken wir einfach die Geräte an unsere Kunden und haben die Datenübertragung, das ein bisschen ausgebaut, sodass wir permanent verbunden sind mit den Geräten und Remote alles einstellen können. Das hilft uns sehr stark. Und so geht es auch los. Der Kunde kriegt fünf bis zehn Geräte zur Verfügung gestellt, zahlt dafür etwas. Weil wir auch nur mit Kunden zusammenarbeiten, die schon für den Piloten zahlen, um hier ein bisschen die Spreu vom Weizen zu trennen, was Interesse anbelangt. Und dann von Tag eins an erleben die Kunden, was es heißt, die Verpackung zu digitalisieren. Und das ist für uns eben spannend, weil in der Chemie- und in der Lebensmittelindustrie ist das Buzzword Digitalisierung natürlich fast eine Bedrohung. Und jeder sucht nach Lösungen. Und dann werden Sachen wie Blockchain in den Raum geworfen und AI. Doch wenig bis gar nichts hat irgendwie praktikablen Nutzen. Und wir haben eine Lösung, die halt sofort für den Kunden erlebbar ist. Ob es dann für jeden das Richtige, ist eine andere Thematik. Weil man muss auch schon bei der Organisation ein bisschen darauf abstimmen, mit den Daten dann auch wirklich etwas zu machen. Und da kommen wir dann eben zum nächsten Schritt. Wir merken jetzt schon, dass eine Webapplikation ein guter Einstiegspunkt ist. Aber den meisten Mehrwert schaffen unsere Daten in Verbindung mit anderen Daten. Also unser Ziel ist es, dass unser Kunde automatische Bestellprozesse auf Basis unserer Informationen auslöst. Und das passiert natürlich sehr stark in den ERP-Systemen unserer Kunden. Und da wollen wir natürlich unsere Daten mittelfristig da noch abgeben.

MAX MEISTER: Genau, das wäre jetzt meine nächste Frage gewesen. Wie also wie wollt ihr da so eine Schnittstelle zu den ERP-Systemen bauen? Wie ist da der aktuelle Stand im Moment?

FELIX WEGER: Also das ist für uns… Jeder unserer Kunden sagt, ich will am Ende Daten in unserem ERP-System haben. Wir sind Webentwickler und Hardwareentwickler und entwickeln unsere eigenen Datenbanken. Aber wir haben wenig bis kaum Verständnis, was auf der anderen Seite in den ERP-Systemen passiert. Und was wir aktuell machen, ist, wir haben eine Standard GraphQL Schnittstelle und auch eine Rest-API, die wir anbieten können. Und viele unserer ersten Kunden haben ein eigenes Entwicklungsteam, dass dann über diese Schnittstelle sagt wir holen uns die Daten da ab. Und übernehmen das für unser System. Deswegen, wir wollen uns tunlichst fernhalten davon, die bei der Integration auf ihrer Seite zu unterstützen. Weil a) wir können es nicht und b) schaffen wir uns Probleme, das wird nie positiv auf uns zurückfallen.

MAX MEISTER: Und wenn du sagst, ihr wollt wirklich schnell skalieren und schnell große Mengen, dann könnt ihr kein Schnittstellen-Consulting machen für eure Kunden, absolut nachvollziehbar. Also das kann ich gut verstehen. Und ich glaube, mit einer Rest-API und das andere, Graph SQL?

FELIX WEGER: GraphQL.

MAX MEISTER: GraphQL, habe ich noch nie gehört. Aber ich vermute mal, damit können die meisten Unternehmen auf jeden Fall etwas anfangen.

FELIX WEGER: Genau.

Ich würde jetzt gern noch eigentlich nur zwei Themen noch. Das eine ist euer Geschäftsmodell, wie das ungefähr ausschaut. Und dann noch mal zum Thema Blockchain dann kurz diskutieren, oder?

FELIX WEGER: Sehr gerne.

MAX MEISTER: Was mich jetzt noch interessieren würde, ist, wie sieht euer Geschäftsmodell aus und mit welchen Kosten muss ein Kunde mit 1000 Containern ungefähr rechnen?

FELIX WEGER: Genau. Also wir haben eine Hardwarekomponente und eine Softwarekomponente. Und die Hardwarekomponente lassen wir uns bezahlen, aber jetzt mehr oder weniger zu Herstellkosten. Das machen wir auch nur deswegen, am liebsten würden wir die kostenfrei zur Verfügung stellen. Aber als junges Unternehmen, bei den großen Stückzahlen, ist das halt eine Cashflow-Problematik. Und dann haben wir ein Abomodell. Also wir kriegen pro Gerät pro Monat eine Gebühr. Darunter fällt die ganze Datenübertragung und die Nutzung unserer Webapplikation. Und die Kundenbetreuung. Und das Gerät kostet, je nach Stückzahl, unter 100 Euro. Und wir liegen zwischen 3,50 Euro und 6 Euro pro Monat bei der Abogebühr pro Gerät.

MAX MEISTER: Okay. Weil ich nicht der größte Verhandler bin, gehe ich jetzt einfach mal von 100 Euro pro Stück aus und 5 Euro pro IBC-Container pro Monat. Welches Geschäftsmodell oder was sind mögliche Kundennutzen, die du sozusagen versuchen würdest, wenn ich sozusagen dich frage, warum soll ich das machen? Was wären deine Argumente? Wie könnte ich sowas in Richtung von meinen Kunden verkaufen? Oder wo würde mein Geschäftsmodell besser werden?

FELIX WEGER: Es gibt da mehrere Ansatzpunkte. Der erste Ansatzpunkt ist, dass ich mehr die Verpackung effizienter einsetze. Wir schaffen es mit Kunden, die die Daten gut nutzen, so IBCs sechs bis neun Mal pro Jahr zu drehen versus ein bis drei Mal. Also ich schaffe sozusagen, ich brauche ungefähr die Hälfte der Verpackung, um die gleiche Menge an Produkten zu transportieren. Das ist das eine. Das zweite ist Qualitätsmanagement. Wir haben Kunden, die temperatursensible Produkte transportieren. Und wenn die unter einen bestimmten Temperaturbereich fallen, dürfen die nicht mehr weiterverwendet werden in der Produktion. Und hier können wir zwei Sachen machen. Erstens, wir können aufzeigen, wenn der Temperaturbereich kritisch wird, aber noch nicht unterschritten wird, dass man noch rechtzeitig handeln kann. Also dass man die zum Beispiel aus dem Außenlager ins Innenlager reinholt. Also diese Schäden vermeidet. Und vor allem, wenn es dann passiert ist, können wir auch signalisieren, bitte das jetzt nicht mehr für die Produktion meines Schokoriegels benutzen. Und damit auch die restliche Produktion nicht kontaminiert wird. Und das sind signifikante Einsparungen. Also zum Beispiel bei einem IBC, da können Werte transportiert werden, die jenseits der 50.000 Euro liegen, auf der einen Seite. Und wenn dann so ein IBC, der Inhalt, kaputt geht, muss sofort ein Nachschub angeliefert werden. Weil sonst die Produktion still steht. Und da wird ziemlich viel in Bewegung gesetzt. Und wir hören da Kosten bis zu 10.000 Euro für so eine Not-Order, allein für Logistik und Personalaufwand, der da dahinter steht. Das ist das andere. Und dann das dritte ist eben diese Bestellautomatisierung. Also ich kann meinem Kunden neue Geschäftsmodelle anbieten. Ich kann zum Beispiel den Bestand für ihn managen und automatisch neue IBCs anliefern, wenn der Bestand zur Neige geht. Und das ist schwierig zu bewerten für unsere Kunden. Aber es ist auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal aktuell. Und fällt so unter Kundenservice. Und das ist sowohl spannend bei Commodities. Also wirklich Produkten, die sehr, sehr günstig sind. Weil das dann das einzige Alleinstellungsmerkmal ist, um sich vom Wettbewerb abzusondern. Weil über den Preis geht es fast nicht mehr und Qualität spielt auch keine Rolle dort. Und auch bei hochwertigen Produkten ist es natürlich superwichtig.

MAX MEISTER: Okay. Also gut. Das heißt, wenn ich jetzt hier der Max, der Marmeladenproduzent bin, dann wäre somit zusammengefasst das Argument einmal, ich kann mehr Umsatz machen, weil sich die IBCs schneller drehen. Dann ich kann Schäden vermeiden, weil ich einfach diese Supply Chain transparent dokumentiert habe und sogar warnen kann, wenn es zu warm wird. Und ich könnte meinen Kunden sozusagen den Service anbieten, wie eine Art Kanban-System eigentlich. Das heißt, wenn es bei denen ausgeht, liefern wir automatisiert nach. Und der Kunde hat in dem Sinne damit keine Arbeit. Also das wären auf jeden Fall Argumente, die mich überzeugen würden. Also das kann ich mir schon vorstellen, dass das einen echten Mehrwert generiert.

FELIX WEGER: Und abschließend und leider passiert mir auch immer häufiger, dass das in den Hintergrund tritt, aber dadurch, dass wir die Verpackung effizienter einsetzen, brauchen wir weniger davon. Und man kann signifikant Co2 einsparen. So ein Kunststoff-IBC, wie der Name schon sagt, besteht aus 65 Kilogramm Kunststoff. Und wenn man, da gibt es Kalkulationen dazu, öffentliche, wenn man einen wiederverwendet, anstatt einen neuen zu kaufen, dann spart man bis zu 100 Kilogramm Co2. Das Argument war auch das Hauptargument für uns am Anfang. Spielt aber im B2B-Bereich eine sehr nachgelagerte Rolle. Kommt immer mehr. Aber das ist natürlich auch ein signifikanter Punkt.

MAX MEISTER: Okay. Also ich finde es auf jeden Fall spannend. Das sind ein paar gute Argumente. Jetzt hätte ich noch ein Thema. Und zwar du hast vorher noch gesagt AI und Blockchain. Also bei mir ist immer, wenn ich AI höre, würde mich mal interessieren wer das wirklich nutzt und wer das wirklich gut im Einsatz hat. Also jetzt außer Amazon, Google und Co. Aber was mich jetzt interessieren würde, wie denkst du an die Kombination, gibt ja viele Supply Chain und Blockchain Kombinationsthemen und Gedankenwelten. Da würde mich noch deine aktuelle Meinung dazu interessieren.

FELIX WEGER: Ja. Also wir werden damit auch täglich konfrontiert oder beschäftigen uns damit auch immer wieder. Und vor allem aktuell auch. Ich glaube, das ist auch ein bisschen dem Ganzen Cryptocurrency-Hype geschuldet, dass das Thema wieder einen Sommer erlebt. Und in der Logistik vor allem. Für uns ist es schwierig, einen relevanten Use-Case zu identifizieren, obwohl wir da sehr, sehr offen sind, der uns jetzt auf den ersten Metern auch hilft. Wir haben, und so geht es den meisten, ganz andere Themen, die wir jetzt erstmal lösen müssen. Wie verlässlich Daten zu genieren und zur Verfügung zu stellen. Und mit den Mitteln, die wir jetzt schon haben, dem Kunden so viel wie möglich Mehrwert zu bieten. Am Ende ist das Thema Blockchain, haben wir für uns identifiziert, ist es ein Mechanismus, um Vertrauen zu schaffen. Und wir stehen immer in 1 zu 1 Beziehungen mit unseren Kunden. Und unser Kunde mit seinen Kunden. Und hier besteht das Vertrauen schon. Wenn wir jetzt mehrere, im Rahmen eines Pooling-Systems, mehrere Parteien miteinander verbinden würden, die sich auch nicht kennen, würden in erster Linie wir als Anbieter in der Mitte stehen, das koordinieren. Und wir würden der Vertrauenshalter sozusagen sein. Wenn man uns nicht mehr vertrauen will, könnte man überlegen, ob man das wirklich dezentral in die Blockchain überträgt und, ich sage mal, unmanipulierbar macht. Das wäre etwas, was wir langfristig sehen. Wobei wir auch noch nicht wissen, wie das umgesetzt wird. Wir sind aber auch mit den großen Anbietern in Gesprächen, um Blockchain-Technologien irgendwie zu erproben. Weil die auf uns zukommen, das ist ganz spannend, und sagen, wir haben das oft jetzt in der Theorie verprobt, suchen aber nach praktikablen Use-Cases, die jetzt schon angewendet werden, um zu schauen, ob wir es da anwenden können. Also wir sind da offen. Aber wird für uns den Krieg jetzt am Anfang nicht entscheiden.

MAX MEISTER: Okay. Ich meine, ihr könntet ja auch in der… sozusagen eine Zwischenlösung wäre ja auch über die API Daten zu importieren, vielleicht zu aggregieren und an eure Kunden dann wieder weiterzugeben. Aber wenn ich es richtig verstanden habe, ist bei euch aktuell alles in einem Loop.

FELIX WEGER: Genau, richtig. Und wenn wir mit Beratern sprechen und Firmen, die sagen, ihr solltet euch mal die Blockchain überlegen einzubringen, dann sage ich denen fünf andere Themen, die wichtiger gerade sind als das Thema Blockchain und da Vertrauen zu schaffen. Ja. Also wenn das auf Prio 1 ist, dann bin ich auch sehr dankbar, weil dann heißt es, wir haben ganz andere Themen schon abgearbeitet.

MAX MEISTER: Ah okay, ja sehr gut. Also zusammenfassend, ich finde es ein sehr spannendes Produkt. Ihr habt gute Argumente, warum man sich damit beschäftigen sollte, wenn man IBC-Container im Einsatz hat. Und ich bedanke mich auf jeden Fall für deine Zeit. Und wenn jetzt der Sound nicht passt, dann komme ich am Tag nach der Corona-Impfung, setze ich mich ins Auto und bringe euch Leberkäs und eine Brotzeit für das ganze Packwise-Team nach Dresden.

FELIX WEGER: Max, ich würde auch gern wieder nach Bayern kommen. Ich bin ja Münchener und sitze hier gerade in Dresden. Also vielleicht, wenn es nicht klappt, wäre ich sogar recht dankbar. Dann komme ich bei euch vorbei, ja?

MAX MEISTER: Ah, okay. Also wir drücken die Daumen. Danke Felix.

FELIX WEGER: Max, vielen, vielen Dank.

MAX MEISTER: Ciao, ciao.

Links:

Ludwig Meister

Packwise GmbH.

 

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