Max im Gespräch mit Thomas Müller, Co-Founder und CEO der Evan GmbH
„Mit dem evan.network stellen wir sowohl den technischen als auch rechtlichen Rahmen für die Zukunft der dezentralen Marktwirtschaft auf Basis der Blockchain-Technologie bereit.“
So beschreiben die Macher hinter dem evan.network ihre Aufgabe in der digitalen Infrastruktur der Märkte. Zunehmend werden Werte mittels Kooperation geschaffen, Maschinen zu autonomen Akteuren in Geschäftsprozessen sowie Ressourcen zwischen Geschäftspartnern geteilt.
Durch Digitale Identitäten werden Güter zu aktiven und autonomen Teilnehmern von Geschäftsbeziehungen. Dass diese Interaktionen sicher, automatisiert und vertrauenswürdig ablaufen können hat sich evan.network zur Aufgabe gemacht.
In diesem Podcast bringen Max und Thomas Müller im Gespräch Licht in die mitunter komplexen Strukturen dieser Aufgabe und ihrer Lösung, z.B. wie Herstellungszertifikate und Ähnliches sicher über alle Stufen in der Supply–Chain bis zum Endverbraucher mitgegeben werden können.
Wir wünschen Euch viel Freude beim Hören. Bei Rückfragen einfach Mail an max@supplychainhelden.de
Transskript
Transskript/Links
MAX: Willkommen zu „Max und die Supply Chain Helden“, Deinem Unternehmerpodcast zum Thema “Einkauf und Logistik im digitalen Wandel”. Gedanken, Erfahrungen und vor allem Erkenntnisse aus dem Bereich Supply-Chain-Management, ganz ohne Beratermission. Einfach, verständlich, eben aus Unternehmersicht. Ich bin Max Meister und wünsche Euch viel Spaß.
MAX: Ja, willkommen zu einer neuen Folge von Max und die Supply–Chain-Helden. Heute ein bisschen was Besonderes. Wir machen das in dem Sinne, Ludwig Meister Style und zwar ab jetzt Remote. Ich denke, das ist eigentlich ganz gut geworden. Heute spreche ich mit Thomas Müller von der Even GmbH und das Ganze ist, sage ich mal, eine Blockchain-Technologie, die helfen soll, in der Supply–Chain unter anderem Transparenz zu ermöglichen. Das heißt beispielsweise, indem man Herstellungszertifikate und Ähnliches sicher über alle Stufen in der Supply–Chain bis zum Endverbraucher mitgeben kann. Und weil ich der festen Überzeugung bin, dass diese Technologie langfristig auf jeden Fall in irgendeiner Form helfen kann, die Supply–Chain zu optimieren, fand ich das Gespräch so interessant. Es ist nicht ganz einfach zu verstehen, muss man auch ehrlich sagen, für mich als Nichttechniker in dem Sinne. Aber ich habe versucht, schlaue Rückfragen zu stellen, sodass ihr das auch gut nachvollziehen könnt. Ganz am Ende gibt es auch einen kleinen Ausblick, weil, richtig spannend wird das Ganze natürlich, wenn man Industrie 4.0 oder IOT denkt. Vielleicht ist es irgendwann mal möglich, automatisiert wirklich die Daten, die in der Supply–Chain ausgelesen werden, wie zum Beispiel Zustand oder Beschleunigungsdaten auf die Produkte oder Temperatur oder Ähnliches wirklich automatisiert auszulesen und dann fest in dem Transportprotokoll weg zu speichern. Also das, glaube ich, könnte wirklich auch spannend sein in Zukunft. Ist eine ganz junge Firma, von 2018 gegründet und ich finde es sehr interessant. Ich freu mich immer, wie immer, über Feedback. Schreibt mir einfach eine E-Mail an Max@SupplyChainHelden.de und jetzt viel Spaß. (…) Ja, heute sitzt THOMAS hier bei mir. Er ist Co-Founder und CEO von der Even GmbH. Für mich in dem Fall ein bisschen was Besonderes, weil es die erste Remote Session ist. Das war davor immer goldene Regel, wir machen nur Life Podcasts, also von Angesicht zu Angesicht. Aber die aktuelle Lage lässt es nicht anders zu und deswegen freut mich das, dass es geklappt hat. Schön, dass du da bist.
THOMAS: Hallo Max, schön, dass ich auch die Gelegenheit habe, über diese Remoteverbindung sozusagen der erste Versuchskandidat zu sein, das so hinzubekommen.
MAX: Ja. Das wird schon ganz gut klappen. Also du hast früher Informatik studiert, warst dann länger in der Beratung und hast dann beschlossen, gemeinsam mit zwei Co-Foundern sozusagen das Wissen, was ihr euch da erarbeitet habt, in eine eigene Firma oder in ein eigenes Geschäftsmodell zu übertragen. Und heute, wenn man auf eure Homepage schaut, dann sieht man da eine Mission und die heißt dezentrale Plattformökonomie. Also ich lese mal kurz vor, Eure Mission ist es, Unternehmen mit ihren Geschäftspartnern sicher und effizient, automatisiert und vertrauenswürdig zu vernetzen. Und jetzt kommt der wichtige Teil, ohne, dass sie dabei ihre Datenhoheit aufgeben müssen, wie es bei zentralen Plattformen der Fall ist. Und da rennst du natürlich bei mir, als selbständiger Unternehmen von einem KMU, eigentlich offene Türen ein. Und jetzt ist das Ganze für mich ein bisschen schwierig, weil es ja eine relativ komplizierte Technologie ist, die Blockchain Technologie. Jetzt hätte ich gerne, dass du vielleicht uns mal einen kleinen Abriss gibst, was macht ihr da heute oder was habt ihr gegründet? Was ist heute eure Technologie? Und zum Ende des Podcasts wollen wir dann auch ein paar Szenarien oder ein paar Cases durchsprechen. Ich würde sagen, fangen wir doch jetzt einfach mal an. Was ist eure Firma heute und welche Technologie habt ihr da entwickelt?
THOMAS: Genau. Das können wir gerne machen. Die Even GmbH wurde 2018 gegründet. Das heißt, es ist noch ein relativ junges Unternehmen. Wir sind auch in dem Umfeld ein recht typisches Startup, das heißt, finanziert durch sogenanntes Venture Capital. Und sind momentan, um da einfach uns mal einzuordnen, wie groß wir sind, momentan ein Unternehmen von 18 Mitarbeitern, sitzen im Osten von Deutschland, in Dresden und haben dann noch einen kleineren Sitz in Eisenach, auch in der Mitte von Deutschland. Und ja, unser Ziel war es, genau das zu tun, was du jetzt als Bedarf schon geschildert hast, nämlich insbesondere mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit zu geben, digital mit Geschäftspartnern zu kooperieren, ohne, dass sie sich eben abhängig machen. Und das ist möglich, letzten Endes, durch Nutzung einer relativ neuen Technologie, Blockchain-Technologie. Die ist zwar schon einige Jahre jetzt bekannt und denke ich, wenn man sich mit Technologie beschäftigt, auch in aller Munde angekommen des Geschäftsalltags, grade für Unternehmen, mittelständische Unternehmen ist es aber noch lange nicht. Und das ist unsere Mission, dass wir sagen, wie können wir die Vorteile so einer Technologie nutzen, die halt vertrauensvollen Datenaustausch letzten Endes möglich macht, ohne dass ich halt an Intermediären hänge. Das halt nutzbar zu machen, für den täglichen Alltag in Geschäften oder im täglichen Alltag für Unternehmen.
MAX: Kannst du ganz kurz nochmal beschreiben, was Intermediäre sind, in dem Fall?
THOMAS: Intermediäre sind klassischerweise, wenn ich digitales Geschäft machen möchte, habe ich immer irgendwelche Plattformen. Das heißt, ich habe jemanden zwischen sitzen, der Unternehmen, die miteinander Geschäft machen wollen, verbindet. Wenn wir jetzt beispielsweise sagen, wir haben einen Kunden und wir haben einen Händler und dazwischen sitzt halt ein – jetzt nur mal als Beispiel – ein Amazon, die halt sagen, wir stellen die Infrastruktur bereit und wir stellen – und das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt dann auch – das Vertrauen bereit. Also das heißt, der Kunde vertraut jetzt, der kennt den Händler am Ende gar nicht, der weiß jetzt überhaupt nicht, ist er vertrauenswürdig und er vertraut letzten Endes der Plattform, die dazwischen sitzt. Und genauso gut auch der Händler, der weiß jetzt nicht, ist der Kunde zahlungsfähig, hat er eine gute Reputation. Er vertraut also dann auch wiederum der Plattform und die Plattform, die springt in diese Vertrauenslücke, die in digitalen Geschäftsbeziehungen existiert. Weil, klassisches Geschäft wird von Angesicht zu Angesicht gemacht, ganz früher. Ich kenne also meinen Geschäftspartner. Wenn ich eine digitale Geschäftsbeziehung etabliere, dann kenne ich den nicht. Ich habe da irgendwie einen digitalen Account, ja, eine E-Mail, what ever und das ist jetzt für mich alles, was ich erstmal kenne. Und das ist eigentlich ein ganz, ganz wichtiger Punkt, Vertrauen zu übertragen. Und klassischerweise wird Vertrauen bereitgestellt durch sogenannte Intermediäre, also Plattformen, die sich zwischen einen Kunden und einen Lieferanten, das kann B2C aber genauso gut im B2B-Umfeld gibt es genau solche Möglichkeiten. Und davor schrecken grade im B2B-Umfeld viele Unternehmen zurück, weil natürlich mit einer weitreichenden Nutzung von solchen Intermediären die Abhängigkeit zu diesen Intermediären halt steigt. Das heißt, ich wickle alle meine Transaktionen darüber an und irgendwann kann dann derjenige, der halt viele Daten sammelt und Daten sind das neue Gold, kann dann halt bestimmen, bestimmte Preise. Er kann selber Angebote lancieren. Das sieht man jetzt auch wieder, das soll man jetzt nicht in die böse Ecke stellen, am Beispiel Amazon, die halt eben mal eine Logistik aufbauen, ja? Und das ist natürlich für diejenigen, die vorher als Dienstleister die Logistik durchgeführt haben, ein Problem. Und dagegen, wenn das so weitergeht, mit diesen Machtkonzentrationen, immer mehr um sich greift, dagegen, da gilt es halt, alternative Modelle aufzubauen, wo man also effizient digital kooperieren kann. Und das ist unsere Mission mit dem Even Network, genau.
MAX: Okay, also wie gesagt, die Intention dahinter finde ich super cool, weil ich das auch nicht möchte. Und jetzt ist es aber so, also das einzige, was mich zu dem Thema hier auszeichnet, ist, dass ich einen ganzen Bitcoin habe und den habe ich mal für irgendwie, glaube ich, 450 Dollar gekauft. Also das heißt, ich bin jetzt nicht technologisch so tief drin. Aber kannst du vielleicht auch für mich das so erklären, wie schaffst du es, dieses Vertrauen, das am Ende der Kunde braucht, um zum Beispiel so eine Technologie zu nutzen, wie schafft ihr das aufzubauen? Das kann ich mir noch nicht so ganz vorstellen.
THOMAS: Genau, das ist auch in der Tat gar nicht so einfach. Das ist, das sind lang verschiedene Komponenten, die dafür notwendig sind. Also ganz wichtig ist halt, es muss letzten Endes irgendetwas in der Mitte geben, letzten Endes ist das halt klassischerweise der Intermediär, der halt eine Verbindung hinstellt. Will man den ersetzen, dann braucht es natürlich irgendwo eine Basis, die niemanden von den beteiligten Geschäftspartnern direkt gehört. Die aber, das macht die Blockchain letzten Endes, ist letzten Endes wie so eine Art Kassenbuch, wo also Transaktionsdaten festgeschrieben werden, dass ich zu einem bestimmten Zeitpunkt mit DIR eine Transaktion durchgeführt habe. Und das läuft ja genau beim Bitcoin so. Das ist ja ein schönes Beispiel, das kennen dann noch die meisten, die mit Blockchain in Berührung kommen. Das heißt also, ich habe einen bestimmten Transfer einer Ware und des Bitcoins gemacht und in diesem verteilten Kassenbuch wird halt und das ist sichergestellt, nicht durch einen einzelnen Betreiber, sondern durch die verteilte Technologie, wird halt NICHT manipulierbar diese Transaktion weggeschrieben. Und Bitcoin ist letzten Endes eine Anwendung auf der Blockchain. Wenn wir jetzt aber in eine andere Anwendung reingucken, weil Bitcoin ist natürlich ein Transfer von Werten letzten Endes und es gibt natürlich ganz andere Anwendungen noch, die man auf so einer Technologie realisieren kann. Ich schließe einen Vertrag mit dir ab und der liegt quasi in der Mitte zwischen uns, in der Blockchain, auf einer neutralen Technologie und ich kann jetzt halt diesen Vertrag automatisieren, indem ich sage, ich stelle da bestimmte Bedingungen dran. Wenn die Ware bei mir angekommen ist und von meinem Logistiker übergeben worden ist, wird automatisch eine Zahlung ausgelöst. Und so lassen sich halt Schritt für Schritt Geschäftsbeziehungen digitalisieren, automatisieren und die Daten, die dafür notwendig sind, dass wir zwei eine Geschäftsbeziehung machen und das soll aber jetzt niemand anderes sehen, das geht nur uns zwei was an und das ist genau das, was letzten Endes unser Ziel ist, dass wir das ermöglichen. Dass wir also sagen, nur wir zwei stehen in einer digitalen Transaktion und in einer Interaktion miteinander und wir haben aber trotzdem, kann ich mich darauf verlassen, dass wenn DU die Ware bekommst, die ich dir gesendet habe, dass ICH dann auch mein Geld bekomme. Ja, das ist so letzten Endes das Ziel, hinter solchen dezentralen Netzwerken. Und da sind wir sicherlich sehr, sehr am Anfang, was die Integration in die reale Welt angeht. Wir haben aber, werden wir ja später nochmal drauf kommen, eigentlich sehr gute Ansätze, die halt genau diese ersten Schritte gehen und überhaupt erstmal die Grundlage eines Vertrauens schaffen, dass ich sage, ich behaupte, das ist ja die erste Frage, dass ich eine digitale Identität meines Unternehmens habe, ne? Oder ich habe mein reales Unternehmen, das steht da in Dresden und es gibt die digitale Identität und die möchte jetzt mit deiner digitalen Identität Geschäft machen. Und da ist ja der erste Schritt erstmal zu tun, dass ich sage, dass die digitale Identität in der digitalen Welt wirklich zu mir gehört und dass das nicht irgendjemand ist, der da irgendwelchen Unsinn treibt und Betrug macht, sondern dass das wirklich zu meinem Unternehmen gehört. Und das ist so dieses, Übertragung von Vertrauen aus der realen Welt in die digitale Welt hinein. Und das ist ein ganz, ganz wichtiges Thema, mit dem wir uns beschäftigt haben, in der letzten Zeit.
MAX: Okay. Und wie sieht das konkret aus? Also wenn ich jetzt zum Beispiel als Ludwig Meister sage, ich möchte das Even Network nutzen, um zum Beispiel mit einem Kunden von mir eine wirklich dokumentierte, zertifizierte Lieferanten-Kundenbeziehung einzugehen und möchte vielleicht ein paar auch Daten zusätzlich austauschen. Was müsste ich machen, damit das Physische Ludwig Meister sozusagen einen digitalen Ableger bekommt bei euch?
THOMAS: Ja, also im ersten Schritt, in den letzten Monaten, in den letzten zwei Jahren sind wir sehr, sehr stark in der Entwicklung der technischen Infrastruktur gegangen, dass das überhaupt erstmal alles möglich ist. Da gehört zu einem Teil dazu, dass ich halt/ und auch das ist jetzt ein Unterschied zu Bitcoin beispielsweise, dass wir in einem geschäftlichen Alltag natürlich vertrauensvoll reden müssen, also alle Daten müssen verschlüsselt sein. Das ist im Bitcoin nicht der Fall. Das sieht im Prinzip jeder, der irgendwie Transaktionen durchgeführt hat, das geht nicht in einem geschäftlichen Umfeld. Genauso muss es natürlich auch einfach nutzbar sein, ja? Also Bitcoin, wenn du da schon mal einen gekauft hast, dann weißt du, dass man da schon einen gewissen technischen Sachverstand dafür braucht, den man jetzt nicht in der Allgemeinheit voraussetzen kann, dass es ihn gibt. Das heißt, also eine weitere, wichtige Herausforderung, die wir gelöst haben und natürlich immer noch weiterentwickeln ist, dass man das wirklich einfach möglich macht und trotzdem noch die Sicherheit bietet, die benötigt wird. Und ein dritter ganz wichtiger Schritt ist natürlich auch die Performance, also wenn wir in Richtung einer Transaktionsplattform denken, dann muss das auch ein bisschen schneller sein, als das, was beispielsweise das Bitcoin-Netzwerk bereitstellt. Und gleich damit verbunden ist auch das Thema Energieverbrauch, der wird ja auch sehr, sehr kritisiert in einem Bitcoin-Netzwerk. Und deswegen haben wir einen komplett anderen Ansatz gewählt, als jetzt bei Bitcoin, technologisch, um das halt sicherzustellen und dadurch halt auch eine höhere Geschwindigkeit, Sicherheit, was die Ende zu Ende Vertraulichkeit quasi der Daten angeht zu gewährleisten. Also das war so das, was wir uns in den letzten Jahren intensiv damit beschäftigt haben, in den letzten zwei Jahren, dass wir dafür die technologische Grundlage bauen. Und dann haben wir verschiedene Leuchtturmprojekte draufgesetzt, wo wir für eine spezifische Industrie, Maschinenbau, Textilsektor haben wir beispielsweise Projekte gemacht, genauso gut auch im Bereich Maschinenvermietung, Fahrzeugvermietung. Da haben wir, wir haben das so Leuchtturmprojekte genannt, wo wir gesagt haben, wie kann diese Technologie jetzt in der Praxis angewendet werden. Und da haben wir ganz viele Erkenntnisse gesammelt, was brauchen Unternehmen denn jetzt eigentlich, um solche Geschäftsbeziehungen herzustellen. Und das ist das, was momentan grade in der aktuellen Entwicklungsstufe drin ist, dass wir jetzt das Netzwerk öffnen wollen, tatsächlich für dann auch mittelständische Unternehmen. Das heißt, was demnächst verfügbar sein wird, ist momentan noch nicht da, da sind wir grade sehr, sehr fleißig auch am Arbeiten, dass wir eine wirklich einfach zu nutzende Oberfläche schaffen, dass Unternehmen sich selbständig eine digitale Identität geben können. Dass sie diese digitale Identität mit Vertrauen aufladen können. Beispielsweise haben wir die Möglichkeit, dass ein Notar bestätigen kann, dass meine Unternehmensidentität meine digitale tatsächlich zu meinem Unternehmen gehört. Das muss ich ja nicht für jede Transaktion machen, die ich dann durchführe, sondern einmalig. Wir sind jetzt auch in Kooperation mit weiteren sogenannten Trust-Providern, die dann halt solches Vertrauen bereitstellen können, das ist teilweise dann auch branchenspezifisch. Textilsektor habe ich schon erwähnt, dass dann sowas wie eine Ökotexzertifizierung, die halt sagen, ich habe da eine spezielle Branchenzertifizierung. Oder halt auch branchenunabhängig, die halt Kreditreform und was es nicht alles gibt, die halt Vertrauen bereitstellen, in verschiedenen Attributen, Bonität, Handelsregister eingetragen und so weiter und so fort. Das sind für uns Vertrauensprovider und die stellen Vertrauen bereit. Die können also meine digitale Identität mit Vertrauen anreichern und dann kann ich mit dieser digitalen Identität, mit meinen Geschäftspartnern in dem Even Network das halt austauschen. Ich kann meine Stammdaten austauschen, wer bin ich, was kann ich vielleicht auch anbieten, was für Leistungen habe ich und welche Zertifikate habe ich und dann kann MEIN digitaler Account mit einem anderen digitalen Account im ersten Step mal in Kontakt treten. Genau dieses Vertrauen austauschen und im zweiten Schritt dann halt auch sogenannte digitale Verträge abschließen, die jetzt quasi im ersten Schritt dann auch Bedingungen enthalten, die heute im klassischen Vertrag dahingeht. Und die Vision ist natürlich, dass diese Verträge auch mit sogenannten Smart Contracts, das ist dann so ein anderes Blockchain basiertes Buzzword, dass die halt auch automatisierbar sind. Was ich eingangs schon erwähnt habe, dieses Beispiel, wenn ich eine Ware versende, die kommt bei dir an, dann bekomme ich automatisch das Geld, ohne dass da jetzt nochmal einer dazwischen sitzt, der jetzt sagt, jetzt gebe ich dir das Geld frei.
MAX:MAX: Okay. Also das Grundprinzip, glaube ich, habe ich verstanden. Was mich jetzt nochmal, wir gehen nochmal einen Schritt zurück. Du hast vorher gesagt, ihr seid ungefähr 18 Mitarbeiter. Das heißt, ihr kümmert euch aber jetzt halt im Moment hauptsächlich da drum, die Grundfunktionalitäten in dem Even Network zu entwickeln? Das heißt, also ich sage jetzt mal, wenn ich jetzt halt sage, ich will heute zum Beispiel meine digitale Identität mit Vertrauen aufladen, ein Handelsregisterauszug, was weiß ich was, dann sind das alles Sachen, kann ich das heute schon machen? Kann ich als Ludwig Meister auf Even Network gehen und sagen, ich will mich da anmelden? Oder muss ich mich sozusagen da bei euch melden oder bei Partnern melden, um sozusagen diesen ganzen Prozess zu starten? Das würde mich noch ein bisschen interessieren, wie ist da der aktuelle Stand?
THOMAS: Genau. Also der aktuelle Stand ist, dass das heute für jedes beliebige Unternehmen noch nicht geht. Wir haben verschiedene Branchenlösungen realisiert, eine der prominentesten, die halt tatsächlich auch schon am weitesten fortgeschritten sind, ist eine Branchenlösung im Bereich der Baumaschinenvermietung, wo wir also schon konkret beispielsweise digitale Produktabbilder haben. Also ich kann eine Baumaschine, einen Gabelstapler, eine Arbeitsbühne mit digitalen, also mit einem sogenannten digitalen Zwilling versehen. Das ist letzten Endes eine digitale Produktidentität. Und die Unternehmen, die dann halt Maschinen vermieten und sich gegenseitig halt die Maschinen vermieten beziehungsweise es ermöglichen, dass ich meinen Kunden auch eine Maschine vermieten kann, die von einem anderen Partner bereitgestellt wird. Ich kann also Ressourcen von einem Partner in die eigenen Geschäftsprozesse integrieren, das ist da schon abgebildet. Und da sind wir jetzt tatsächlich soweit, dass wir ein standardisiertes Datenmodell für die ersten Baumaschinen haben. Dass wir die ersten Unternehmen da halt auch, das produktiv nutzen können, ihre Maschinen ausgestattet haben und sich jetzt gegenseitig ihre Verfügbarkeiten sharen können. Und daran sieht man schon, das ist natürlich speziell jetzt für diese Branche. Wir haben also standardisierte Elemente, die in diesen Branchen übergreifen. Das ist halt die, wer bin ich eigentlich, wer ist meine digitale Identität? Wieso ist die vertrauenswürdig? Also ist das wirklich das Unternehmen, was dahinter steht. Und dann haben wir branchenspezifische Sachen, das ist natürlich, eine Baumaschine hat eine andere Beschreibung, als beispielsweise ein Fahrzeug oder ein Werkzeug oder was auch immer. Und das muss dann halt immer branchenspezifisch erarbeitet werden. Das heißt, in einem momentanen Reifegrad haben wir es für bestimmte Branchen, ready to use, kann genutzt werden. Und momentan bauen wir halt auch und das ist das, was wir als Erkenntnis rausgenommen haben, so eine generische Schicht, dass ich sagen kann, ich kann überhaupt erstmal mein Unternehmen mit einem digitalen Account versehen, kann das mit Zertifikaten versehen und kann das meinen Geschäftspartnern bereitstellen. Und dann kann man halt für weitere Branchen halt, unter Zuhilfenahme von Dienstleistern dann, die dann halt Branchenlösungen aufbauen, kann ich dann halt auch für andere Branchen so eine Sharinglösung oder eine Supply–Chain-Lösung drauf aufbauen.
MAX: Okay. Gut, habe ich, glaube ich, soweit verstanden. Bevor wir jetzt mal ein Leuchtturmprojekt besprechen, würde mich natürlich interessieren, also ihr wollt mit Sicherheit auch Geld verdienen. Wie sieht oder wie soll in Zukunft dann so das Geschäftsmodell aussehen? Also vielleicht an einem konkreten Beispiel? Mir geht es ein bisschen da drum, zu erfahren, ich stelle mir das relativ komplex vor, so ein Projekt jetzt zu starten. Ich habe Schnittstellenbeschreibungen, ich muss an meinem eigenen EAP oder an den Schnittstellen, die wir haben, an den APIs vielleicht was anpassen, damit wir überhaupt sinnvoll Daten austauschen können. Also ich glaube, die Projekte sind relativ groß, nicht nur für uns, sondern mit Sicherheit wäre es auch für andere Firmen groß. Und wie sieht das Geschäftsmodell dahinter aus?
THOMAS: Also das sind ja eigentlich zwei Fragen. Also was ist unser Geschäftsmodell dahinter und was bedeutet das jetzt eigentlich für ein Unternehmen, da einzusteigen. Und wenn ich mal mit der zweiten Frage beginne, was bedeutet das für ein Unternehmen da einzusteigen, dann ist es in der Tat momentan so, dass da immer ein gewisser Projektaufwand mit verbunden ist. Wie groß der jetzt ist und es muss gar nicht gigantisch groß sein letzten Endes, die Baumaschinenunternehmen beispielsweise, das sind auch alles ganz klassische mittelständische Unternehmen. Das baut sich natürlich auch Schritt für Schritt auf. Aber da geht man schon über Projektgrößen, die da in der Gemeinschaft von mehreren Unternehmen, es geht ja immer um Kooperationslösungen, getragen werden. Die sind schon in einem Bereich von, ja, um da irgendetwas zu machen, muss ich schon mal so zehn, 15, 20 Tage investieren, aber das sind jetzt keine 100.000 Projekte am Stück. Ich meine, das ist, also um mal die Relation zu sehen, man muss nicht immer gigantische Projekte machen. Weil, das ist jetzt grade der Vorteil von unserer Technologie mit dem Even Network, dass ich halt schon sehr, sehr viel vorhanden habe, ja? Ich muss mir halt keine Gedanken mehr da drum machen, wie sieht so eine Unternehmensidentität aus, wie sieht eine Maschinenidentität aus. Sondern ich kann mich eigentlich darum kümmern und das muss ich allerdings auch tun, das ist in der Tat ein ziemlich herausfordernder Punkt immer wieder. Ich muss mich nämlich darum kümmern, wie sieht denn eigentlich mein Ladenmodell aus, ja? Also wie beschreibe ich eine Baumaschine, sodass ich die auch zwischen zwei Companies austauschen kann, ne? Dass die andere das interpretieren kann und überhaupt erstmal in der Lage ist, die Daten dann weiter zu verarbeiten. Ob jetzt im EAP oder über eine Weboberfläche, sei mal dahingestellt. Also dort ist/ Ja?
MAX: Sorry. Ich wollte nur sagen, bevor du dann zur Frage mit dem Geschäftsmodell kommst, wollte ich noch sagen, dass halt meine Erfahrung ist, dass alleine das Mapping von Daten bei uns in der Supply–Chain schon wirklich schwierig ist. Das heißt, von vielen Lieferanten, selbst wenn man dann einmal Datenmodelle ausgetauscht hat, bei der nächsten Preiserhöhung sehen alle anders aus. Und da ist halt mein Eindruck, dass einfach auch viel zu wenig Disziplin in dem Bereich herrscht, sodass man auch wirklich an langfristige Automatisierung denken kann. Sorry, jetzt habe ich dich unterbrochen.
THOMAS: Genau. Ja, das ist auch komplett richtig und deswegen muss man halt immer ein bisschen schauen, ja, wenn man die Vision fest im Blick hat und sagt, ich möchte gerne dahinkommen oder ich muss dahinkommen, weil, letzten Endes bedeutet ja auch Digitalisierung, das macht man ja nicht, weil es irgendwie grade hipp ist, sondern das mache ich ja, weil ich dadurch halt auch Prozessverbesserungen habe, die mich dann halt auch wappnen gegenüber anderen, die da halt reinkommen und die den Markt betreten und halt komplett digital unterwegs sind, überhaupt erstmal in eine wettbewerbsfähige Position bringe. Also ich denke, da wird niemand drum herum kommen, sich darüber Gedanken zu machen und Daten zu standardisieren, nur so ist Kooperation überhaupt möglich. Und dass wir in Zukunft mehr kooperative Geschäftsmodelle sehen, ich denke, da sind in allen Branchen sich die Leute einig, die halbwegs Weitblick haben, dass man da nicht drum herum kommt, wenn man gegenüber globalen Konkurrenten auch wirklich wettbewerbsfähig sein will. Also ich denke, das haben viele erkannt. Jetzt gilt es natürlich, das anzupacken. Und ja, da hast du völlig Recht, das ist ein großes Thema, genau das hinzubekommen. Und deswegen versuchen wir und das ist jetzt so der zweite Schritt, auch die Projekte immer recht klein anzufangen und den Nutzen zwar zu generieren, aber dass man die Vision im Blick hat und sagt, da will ich hin. Und dann aber wirklich Schritt für Schritt Nutzen erzeugt, ansonsten sind einfach die Projekte dann auch zu groß, wenn ich gleich, wenn ich mein Ziel ZU groß stecke, ja. Und da haben wir tatsächlich so ein paar Erkenntnisse auch gewonnen, wo wir gesagt haben, ja, man muss vielleicht nicht grade bis ins kleinste Produkt runtergehen und die kleinste Beschreibung der letzten Schraube halt wirklich zu machen. Wir haben so Anwendungsfälle, wo es halt da drum geht, erstmal Zertifikate auszutauschen, dass ich also sicherstellen kann, dass alle meine Partner bestimmte Qualität oder auch so im Bereich Textilindustrie sind so Sozialzertifikate, so genannte CSA Corperate Social Responsibility Zertifikate sehr, sehr wichtig. Im Bereich der Maschinenvermietung, das sind halt bestimmte Fähigkeiten der Unternehmen wichtig. Die auszutauschen, um überhaupt erstmal zu wissen, wen gehe ich denn an, welchen Partner, wenn ich einen bestimmten Bedarf habe. Und mit solchen Informationen fängt man an und dann kann man ja den Reifegrad immer weiter erhöhen und kann halt mehr Produkte reinbringen, die Produkte feiner beschreiben, sodass ich halt immer mehr automatisieren kann. Also das ist eine Evolution, das ist keine Revolution, wo ich sage, (unv. #00:23:58-1# ) und dann bin ich komplett durchdigitalisiert und dann funktioniert alles, ja. Das ist ein Projekt.
MAX: Also bei uns ist der Slogan immer: „Lieber einen Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach.“
THOMAS: (Lacht) Stimmt auch.
MAX: Ich glaube, wirklich auch grade beim Thema Digitalisierung total wichtig ist, lieber klein, reduziert anfangen und dann ausweiten. Weil, man findet genügend Aufgaben, die man lösen muss. Und wenn man da irgendwie ein riesen Bild malt und nie ankommt, halte ich für meistens Anfang vom Ende, ja.
THOMAS: Ja.
MAX: (…) Tatsächlich jetzt, bevor wir nochmal in Richtung von dem Leuchtturmprojekt gehen, aus der Textilindustrie. Bezüglich dem Geschäftsmodell, vielleicht kannst du das abschließend nochmal ein bisschen so beschreiben, auch in Kombination mit der Even GmbH, damit wir einfach da auch saubere Trennung verstehen.
THOMAS: Richtig, genau, ja. Also das ist in der Tat halt immer ein sehr erklärungswürdiges Thema. Weil, jetzt behaupten wir ja, wir wollen eine digitale Wirtschaft ermöglichen, ohne Abhängigkeit zu einem Intermediär. Jetzt kommen wir als Even GmbH, ein klassisches GmbH Modell an. Und die erste Frage, die man natürlich beantworten muss, ist, ja, dann seid IHR ja eigentlich der nächste Intermediär und dann seid ihr ja derjenige, von dem wir abhängig sind als Unternehmen. Und da haben wir uns wirklich sehr viel Mühe gegeben, dort eine Lösung zu finden, weil, nur so wird es funktionieren, die halt genau das NICHT schafft. Das heißt, es gibt eigentlich zwei Organisationen, wenn man auf das Even Network draufschaut. Es gibt die Even GmbH, die ist einfach notwendig, um Dinge anzuschieben, deswegen ja auch die Finanzierungsmöglichkeit als Startup, um dann überhaupt erstmal etwas zu initiieren. Da braucht es eine gewisse Finanzierung natürlich und das braucht auch eine gewisse Manpower, um das auf die Straße zu setzen, um so eine Infrastruktur aufzubauen. Das macht die Even GmbH, das heißt, also sie hat alles das geschaffen, was das Even Network eigentlich ausmacht. Und die Even GmbH hat auch eine zweite Organisation gegründet, das ist die sogenannte Even Network Organisation. Und diese Even Network Organisation, die besteht jetzt aus allen und das ist ja etwas Besonderes bei Blockchain, die wird ja nicht irgendwie zentral betrieben, sondern die wird ja verteilt, als Infrastruktur vertrieben. Das heißt, jedes Unternehmen, was eine Lösung auf dem Even Network baut, kann auch Mitglied in der Even Network Organisation werden. Und wenn ich Mitglied in der Even Network Organisation werde, dann betreibe ich einen Knoten in dieser Blockchain, kann auch mitbestimmen. Ich habe also auch dann Rechte, die Geschicke der Organisation da voranzutreiben. Und damit mache ich mich unabhängig von allen anderen, weil, was sowohl technologisch, als auch vertraglich dann halt abgesichert ist, dass solange mein Knoten läuft und den habe ich ja selbst in der Hand, wie lange ich den laufen lasse. So lange wie mein Knoten läuft, läuft halt auch meine Anwendung, die ich dann da drauf habe. Und das ist sowohl technisch, wie gesagt, von uns als auch rechtlich abgesichert. Und damit haben wir, durch diese Trennung dieser beiden Organisationsformen haben wir erstmal unseren Mitgliedern quasi, Mitgliedern der Even Network Organisation die Sicherheit gegeben, dass ihr Geschäftsmodell nicht von uns als Even GmbH abhängt. Es läuft also auf jeden Fall weiter. So, jetzt sind wir natürlich auch da dran interessiert, etwas zu verdienen. Das ist natürlich auch ganz klar, auch unsere Investoren wollen ja mal irgendwann den Erfolg des Unternehmens sehen. Und das ist letzten Endes so gelöst, indem wir eine finanzielle Abhängigkeit zwischen dem Even Network und der Even GmbH haben. Das heißt also, mit jeder Transaktion und damit, je erfolgreicher das Even Network wird, fließt ja ein Geld. Das Even Network ist jetzt keine kostenlose Infrastruktur. Ich muss also für Transaktionen, die ich da durchführe, dann auch bezahle. Das ist ein fester Satz, das heißt also, ich kann auch genau berechnen, was mich eine Transaktion kostet. Das ist nicht volatil, so wie wir das ja von Public Blockchains wie Bitcoin auch kennen, wo ich nicht weiß, was eine Transaktion morgen eigentlich kostet, weil, das hängt halt immer von dem Preis des Bitcoins auch ab. Das ist bei uns nicht der Fall, aber es kostet Geld, das ist klar. Und ein Teil des Geldes fließt halt in die Richtung Even GmbH, für den Aufbau der Softwareinfrastruktur. Das ist unser Geschäftsmodell. Und ein Teil des Geldes wird halt genutzt, um die Even Network Organisation zu betreiben, das heißt also, das Netzwerk an sich zu warten, zu pflegen und halt letzten Endes auch zu vermarkten, was ja auch dauerhaft notwendig sein wird. Also das ist sozusagen dieser sogenannte Revenue Split, der da gemacht wird. Ein Teil davon ist vergleichbar eigentlich mit Lizenzgebühren für eine Plattform, ist es da halt Teil der Nutzungsgebühren, was dann halt unser Geschäftsmodell ist.
MAX: Okay. Ja, ich glaube, das habe ich soweit verstanden. Da wird sich ja wahrscheinlich auch nochmal das ganze Thema auch ein bisschen weiterentwickeln. Und in dem Fall, Thomas, würde mich interessieren, wir haben schon mehrmals über das Usecase von, ja, der Textilindustrie gesprochen. Da habt ihr auch, glaube ich, ein Whitepaper auf eurer Homepage. Und da würde mich einfach mal interessieren, was sind da, was ist eigentlich die Leistung, die euer Netzwerk erbringt, in dem Case? Kannst du das Case ein bisschen beschreiben und eure Leistung? Und dann vielleicht, wie könnte sowas auch in Zukunft ausschauen?
THOMAS: Ja gerne. Das Whitepaper, was wir auf unserer Website haben, in der Tat, ist ein bisschen generischer. Das geht jetzt nicht ganz speziell auf den Case ein, beschreibt aber halt eher abstrakt, was dann oder wie so kooperationsbasierte Geschäftsmodelle in Zukunft aussehen können. Was wir jetzt in dem Case, du hast es schon angesprochen, im Textilbereich jetzt konkret getan haben, ist, ein Problem zu lösen, was es in vielen Branchen gibt, dass ich nämlich eine gewisse Transparenz in meiner mehrstufigen Lieferkette brauche, zum Beispiel um regulatorischen Anforderungen, aber auch Marktanforderungen nachzukommen. Also der Kunde will beispielsweise wissen, ob die Unternehmen, die Textilien verkaufen, alles dafür tun, um sicherzustellen, dass halt in der Lieferkette bestimmte Sozialstandards eingehalten werden oder auch Umweltstandards eingehalten werden. Warum das notwendig ist, muss man, glaube ich, da nicht erklären. Dieser Nachweis, der ist jetzt gar nicht so einfach zu erbringen. Zum einen Teil wird natürlich heute schon, das haben wir jetzt auch so ein bisschen mitbekommen, im Rahmen des Projektes, sehr viel dafür getan, dass tatsächlich so Audits durchgeführt werden, bei den Textilproduzenten, innerhalb der Lieferkette. Was aber in der Tat dort in der Textilindustrie und in nahezu allen Industrien aber auch eine sehr wichtige Anforderung ist, ist, dass Lieferketten nicht transparent gemacht werden können. Ein Lieferant möchte also seine Sublieferanten, Unterlieferanten nicht dem Hersteller, dem vorgelagerten Hersteller kundtun und bekanntmachen, weil er ansonsten halt beispielsweise Angst davor hat, dass er selbst halt, ja, umgangen wird. Das heißt also, die Sublieferanten sind an sich ein Wert des Unternehmens. Und das möchte ich schützen und möchte nicht komplett offenlegen. So und das heißt jetzt, die Frage, wie kann ich Merkmale der Lieferkette, beispielsweise welche Zertifikate haben meine Sublieferanten, aus welchen Regionen kommen die Sublieferanten auch, wie kann ich das offenlegen, sicher offenlegen, ohne, dass ich die Identität der Sublieferanten wirklich bekanntgebe. Und da gibt es zwei Ansätze und das sind genau die beiden Ansätze, die wir schon diskutiert haben. Ich kann also beispielsweise alle Unternehmen zwingen, auf eine Plattform zu gehen und dort ihre Daten abzulegen. Und dann habe ich einen Punkt, wo alle Daten auflaufen. Habe dann natürlich auch, also der Datenplattforminhaber, der hat dann natürlich sämtliche Transparenz über die Supply–Chain, weil, er weiß ja, wer welche Daten ablegt und das will man nicht. Und deswegen haben wir da mit dem Kunden Kik als ersten Vorreiter da halt, der so ein Projekt da mal angefangen hat, initiiert hat, ein Vorhaben gestartet und das anhand einer konkreten Supply–Chain auch tatsächlich umgesetzt, als Leuchtturmprojekt, als Pilotprojekt, in der Branche. Wo wir gesagt haben, die Lieferanten, die entlang in der textilen Supply–Chain beschäftigt sind oder involviert sind, bekommen halt eine digitale Identität, im Even Network. Das ist genau dieser digitale Unternehmens-Account. Und dann haben wir sogenannte Trust Issuer, das sind also Zertifizierer, die dann da mit im Spiel auch sind, die zertifizieren, jetzt in der ganz realen Welt zertifizieren die ein Unternehmen, das heißt, die fahren dahin, schauen sich da an, was da vor sich geht und dann geben die ein Zertifikat. Das sind heute halt irgendwelche Dokumente, PDFs, die durch die Gegend geschickt werden. Und in der neuen Welt, digitalen, integrierten Welt läuft es dann so, dass diese Zertifizierer, denen alle Welt vertraut, die stellen ein digitales Zertifikat aus und hängen dieses Zertifikat an den Unternehmens-Account. Die verifizieren also den Unternehmens-Account des Lieferanten. Und jetzt wird für jeden Lieferauftrag, für jeder Charge herzustellender Güter, wird ein Auftrag generiert, der in diese Supply–Chain weitergegeben wird und die beteiligten Lieferanten, die legen jetzt ihre Verifikation an diesen digitalen Vertrag dran. Und da sagen die nur noch, ich bin ein Lieferant, der dieses Zertifikat hat, was von einem für alle bekannten Zertifizierer ausgestellt worden ist. Also beispielsweise sage ich, ich habe, ja, ein Oeko-Tex-Zertifikat, ich muss jetzt nicht mehr wissen, welches konkrete Unternehmen das ist, weil, ich vertraue Oeko-Tex, dass sie nur Unternehmen zertifiziert, die auch die Bedingung erfüllen, ja? Und das ist dann genau der Punkt, der sich da zu Nutze gemacht wird. Das heißt, also ich kann sicherstellen, dass der Lieferant das Oeko-Tex Zertifikat nicht manipulieren kann. Das stellt halt die Blockchain sicher, weil immer nachvollzogen werden kann, dass das WIRKLICH von Oeko-Tex ausgestellt worden ist. Und diese Referenz auf das Zertifikat wird in die Supply–Chain in den Lieferauftrag gelegt und ich kann jetzt Ende zu Ende und noch ein paar mehr Daten auch, ne? Also aus welcher Region kommt der Lieferant beispielsweise. Und ich kann jetzt, also Ende zu Ende sagen, dass an diesem T-Shirt, was in dieser Charge gefertigt worden ist, NUR zertifizierte Lieferanten beteiligt gewesen sind und kann auch noch sagen, vielleicht, aus welcher Region sind die Lieferanten gekommen, ohne jetzt zu sagen, okay, das war jetzt genau der Lieferant, der da an dieser Charge mitgewirkt hat. Und so kann ich im Prinzip beide Wünsche erfüllen, also Transparenz bezüglich der Zertifizierung und Intransparenz bezüglich der Identität der Lieferanten. Und das ist das, was wir am Beispiel Kik gemacht haben und was jetzt auf die breitere Textillieferkette und andere Lieferanten auch übertragen werden soll.
MAX: Okay. Also in dem Fall, unsere Mission ist auch eine optimal vernetzte Versorgungskette. Also da könnte man ja auch schon ein paar Überschneidungen sehen. Wäre es möglich, wenn ich jetzt, ist jetzt vielleicht bei Textilien natürlich nicht die Frage, aber wenn ich jetzt zum Beispiel Nahrungsmittel transportiere oder andere Produkte, die gekühlt werden müssen, kann ich dann auch wirklich sozusagen Daten, die ich in den einzelnen Schritten der Supply–Chain generiere, auch ergänzen? Ist das auch vorgesehen?
THOMAS: Genau. Also das ist jetzt genau der Punkt, wie kann ich dieses Thema jetzt auf andere Branchen übertragen. Und da hast du schon ein wichtiges Thema angeschnitten, das ist die Einhaltung von Kühlketten. Also immer, wenn ich dann irgendetwas prüfen muss und das ist genau der zweite Aspekt, der sehr wichtig ist, der die Qualität des Produktes beeinflusst. Also ist die Kühlkette eingehalten worden? Oder sind nur Komponenten eingebaut worden, die auch tatsächlich wiederum, das ist ja beispielsweise im Flugzeugbau ein wichtiges Thema oder auch im Fahrzeugbau ein wichtiges Thema, dass alle ´Komponenten, die in ein fertiges Gut – das Flugzeug – eingebaut worden sind, halt auch eine entsprechende Zertifizierung haben. Dass ich also nachweisen kann, das ist das fertige Produkt. Entweder das Steak, wo ich nachweise, da ist halt die Kühlkette eingehalten. Oder das ist das Flugzeugt, da sind alle Schrauben auch wirklich zertifizierte Schrauben und nicht irgendwas im Baumarkt Gekauftes, ja. Das wird jetzt nicht passieren im Flugzeugumfeld, aber mh. Und das ist genau der Punkt, dass ich sagen kann, an einem fertigen Produkt kann ich nachweisen, dass alle Lieferanten konform zu bestimmten Standards, das kann in der einen Branche Sozialstandards sein, in der anderen Branche sind das halt Lieferstandards, die Kühlkette oder halt Qualitätsstandards, wie nur zertifizierte Schrauben, das kann ich am Produkt nachweisen. Um sowas zu machen, brauche ich halt überhaupt erstmal halt die Möglichkeit, dass die beteiligten Unternehmen digitale Identitäten haben, mit denen sie dann gesichert halt in einen digitalen Vertrag schreiben können, also Vertrag im Sinne von jetzt nicht einen rechtlich verbindlichen Vertrag, sondern so ein sogenannter Smart Contract, also ein digitales Stück Software, was halt das Produkt dann repräsentiert, was am Ende rauskommt. Und dort können alle reinschreiben, ihre Informationen ablegen. Und ich kann am Ende dann draufschauen und sagen, okay, alle Lieferanten, die da beteiligt waren, haben wirklich ihre Qualitäts- und Sicherheits- und Sozialstandards eingehalten. Was das ist und das ist halt die große Herausforderung jetzt, das ist natürlich branchenspezifisch, ja? Das ist in der Textilbranche anders, als in der Lebensmittelindustrie. Da muss ich mir über die Datenformate und was ich ablegen will, Gedanken machen. Und was überall gleich ist. Und das ist genau das, wo du ja auch gefragt hast, was wir jetzt mit dem Even Network bauen wollen. Was die Grundvoraussetzung ist, ist und das wollen wir jetzt, wird jetzt im nächsten Schritt als komplett generischer Service, der sofort von Unternehmen nutzbar ist, ohne ein großes Projekt zu machen, hingestellt wird, dass ich mich halt als Unternehmen ausweisen kann, das bin ich in der realen Welt, das ist mein Unternehmen und das ist mein Unternehmen in der digitalen Welt und das sind meine Zertifikate, die ich habe. Mein Nachweis, dass ich tatsächlich vertrauensvoll arbeite. In dem einen Fall sind es halt Sozialzertifikate, in dem anderen Umweltzertifikate und in dem anderen Fall, im Manufacturing Umfeld vielleicht Qualitätszertifikate. Das ist dann wiederum unterschiedlich.
MAX: Also das, glaube ich, Stand heute, ist das natürlich ein gewisser limitierender Faktor, wenn man das eben noch nicht generisch kann und wenn nicht die User oder die Teilnehmer des Networks das eigentlich selber können, dann hängt es heute an wenigen Mitarbeitern. Und das muss sozusagen so standardisiert wie möglich sein, wenn ich das richtig verstanden habe, dass das halt einfach auch jeder für sich selber machen kann?
THOMAS: Genau. Also dass das jeder für sich selbst machen kann und dass ich halt auch Lieferanten schnell einbinden kann. Grade jetzt in Zeiten, wo ich sage, da wird ja wahrscheinlich in der nächsten Zeit die Suche nach neuen Lieferanten, das Onboarding von Lieferanten möglichst schnell, wird eine große Herausforderung sein. Und das ist halt genau das, was wir denken, was in Zukunft halt gelöst werden muss, dass ich sage, ich bin schnell in der Lage, einen Lieferanten in meine Lieferkette einzubinden und ich kann auch dem vertrauen, was der Lieferant von sich behauptet, in dem Sinne, dass er halt bestimmte Qualitätsmerkmale, die für mich und für meine Produkte wichtig sind, auch wirklich einhält. Und das Ganze digital und vertrauenswürdig abzubilden ist, denke ich, eine der großen Herausforderungen, die wir in der Zukunft haben werden und genau dafür setzen wir das Even Network auf. Und genau dafür soll es die Grundlage bilden, sowas in jeder Industrie eigentlich zu ermöglichen.
MAX: Okay. Also bevor wir zum Schluss kommen, vielleicht noch ein Satz. Also in dem ganzen Podcast ist das Wort Corona noch nicht gefallen. Ja, ich habe aktuell jetzt in den Osterferien mit meinen Kindern die Wette, dass ich das Wort auch nicht verwende. Also Schule, Corona und Arbeit darf nicht verwendet werden. Aber die hören jetzt hier ja grad nicht zu. Aber eigentlich ist es ja schon so, könnte ich mir vorstellen, dass wenn wir mal durch sind, durch diese Krise, dass die Frage nach wirklich zertifizierten Supply–Chains, damit man auch eine bessere Risikobewertung machen kann, woher kommen die Teile, kommen die alle aus genau einer Quelle? Also ohne die Quellen genau zu kennen. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass das in Zukunft super spannend ist, auch seine Supply–Chain so zu planen, dass für einzelne Komponenten die Quelle aus unterschiedlichen Ländern kommt beispielsweise.
THOMAS: Richtig. Also das ist, denke ich, auch eine Entwicklung, die wir sehen. Das war in der Vergangenheit schon ein Thema, aber wurde bis jetzt immer nicht so richtig ernstgenommen. Ich glaube, das wird jetzt viel, viel ernster genommen, dass ich halt wirklich wissen will, wo sind denn eigentlich meine First Tier Lieferanten, die halt relativ weit weg von mir sind, aber halt für mein Geschäft sehr, sehr wichtig sind. Und ein zweiter Aspekt, der, denke ich, auch vielleicht erstmal eine kleine Delle bekommt, aber dann hinten raus schon auch wichtiger wird, ist halt das ganze Thema Sustainability. Das heißt, also sowohl ökologisch als auch soziale Standards. Ich denke, dass die auch wieder sehr, sehr stark oder noch stärker, als sie eh schon gewesen sind, in den Fokus kommen, sodass es halt auch wichtig sein wird, in Zukunft zu beweisen, dass nicht nur ICH als Unternehmen diese Standards einhalte, sondern dass ich auch alles dafür tue, dass meine Lieferkette diese Standards einhält. Und das sind die beiden treibenden Punkte, wo wir sagen, also da gehen wir fest davon aus, dass das einen hohen Bedarf und einen Push auf Lösungen (unv. #00:40:22-1# ) des Even Network geben wird. #00:40:24-7#
MAX: Okay. Also auf jeden Fall super spannend. Ich könnte mir da auch einiges tatsächlich vorstellen. Und jetzt was mich eigentlich zum Abschluss noch interessieren würde, das ganze Thema, nochmal, ich bin da wirklich kein Techie in dem Sinn. Ich versuche nur, ein gewisses Gefühl dafür zu bekommen. Aber du hast als nächsten Schritt schon gesagt, dass du gerne sozusagen eigentlich generische Möglichkeiten noch entwickeln willst, dass einfach auch das Arbeitshandling, die Anmeldung, vielleicht auch irgendwann mal Prozessdesign ein bisschen zu dezentralisieren und dem Kunden dann in die Hand zu geben oder den Netzwerkpartnern. Was sind, vielleicht kannst du zum Abschluss noch einen kleinen Ausblick geben, was so für die kurz- und mittelfristige Zukunft geplant ist?
THOMAS: Genau, also momentan, was jetzt wirklich die kurzfristige Zukunft ist, ist, dass wir ein Produkt auf Basis des Even Networks an den Start bekommen. Das heißt dann Trust and Trace Network. Das heißt also, das wird genau das sein, dass ich als beliebiges Unternehmen mir eine digitale Identität geben kann. Und meine digitale Identität mit Vertrauen aufladen kann und dann halt digitale Geschäftsbeziehungen starten kann. Wir haben ein Partner-Ökosystem, einen (Systemindikatoren?) jetzt schon am Start und werden dann halt in den Branchen, wo wir eh schon drin sind, das natürlich vorrangig vorantreiben. Also Textilhandel. Aber wir werden es halt öffnen, dass letzten Endes auch andere Lösungen da drauf entstehen, die halt genau diese Infrastruktur, digitale Unternehmens-Accounts, dann halt auch nutzen können. Also das ist das, was jetzt kurzfristig ansteht. Und langfristig steht eigentlich dann vor allen Dingen an, dass man das immer weiter halt auch in Richtung der Device-Economy bringt. Das heißt also, IOT Stichwort. Es sind ja nicht nur Unternehmen, die miteinander Geschäfte machen, sondern wir werden ja mittelfristig auch in immer mehr Branchen. Also da ist beispielsweise die Bauindustrie auch ein ganz großes Ding, dass wir immer mehr autonome Maschinen haben, die selbstständig natürlich auch Transaktionen ausführen können und die aber immer ja im Auftrag eines Unternehmens handeln. Und das ist eigentlich das Long Term aus unserer Vision, dass man halt wirklich schafft, dass man Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen, Menschen und Maschinen abbildet und dass halt auch eine Maschine beispielsweise eine Bestellung oder einen Auftrag an eine andere Maschine senden kann und sich alle Seiten dann da drauf verlassen können, dass das halt auch manipulationsfrei ist und automatisiert ablaufen kann. Das ist eigentlich das, wo wir mit dem Even Network hinwollen. Der erste Schritt ist aber, dass ich halt überhaupt erstmal eine digitale Infrastruktur habe, die unternehmensübergreifend benutzt werden kann. Und da setzen wir jetzt kurz- und mittelfristig den Fokus drauf.
MAX: Okay. Ja, also sage ich mal, eine schnelle Reise durch eine faszinierende Welt. Ich drücke euch da auf jeden Fall die Daumen. Und ich sage mal so, unsere IT-Entwicklungskapazitäten, die sind aktuell ziemlich stark woanders sozusagen verteilt.
THOMAS: Das glaube ich.
MAX: Oder haben eine andere Priorität. Aber ich würde mich freuen, wenn ihr da in Richtung generische Anbindung, im Netzwerk, wenn ihr da so ein bisschen was macht. Wenn du da einfach mal dich meldest, dann schauen wir uns das nochmal an. Weil, das würde mich auf jeden Fall interessieren.
THOMAS: Na klar. Gern.
MAX: Vielen Dank von meiner Seite aus.
THOMAS: Danke dir auch.
MAX: Super. Viel Erfolg.