Prozesssicherheit und Kundenservice im Online-Handel, wichtiger als der Preis?

Im Gespräch mit Andreas Huber, Leiter Brack.CH Business

In einem Xing Beitrag hatte Andreas Huber die Bedeutung des Preises bei den Einkaufsentscheidungen im B2B Bereich stark relativiert – ein guter Aufhänger um mit ihm über die aus seiner Sicht entscheidenden Faktoren für ein positives B2B – Einkaufserlebnis zu sprechen.

Verfügbarkeit, Erreichbarkeit und Prozesssicherheit im Kundenservice – wichtiger als der Preis? Ja, meint Andreas Huber, Leiter des B2B-Geschäfts der Firma Brack.ch aus der Schweiz. Ich kenne den Online- Händler Brack und seinen Gründer bereits viele Jahre und sie gehören zu meinen absoluten Online-Helden, wenn es um Logistik-Performance, Innovationsgeschwindigkeit  und Geschäftsentwicklung geht. Umso spannender, dass sich mir die Gelegenheit bot mit Andreas Huber ein Gespräch über seine Einschätzung zum Thema quo vadis Online-Handel zu führen.

Viel Freude beim Hören.

Transskript

Willkommen zu „Max und die SupplyChainHelden“, deinem Unternehmer-Podcast zum Thema Einkauf und Logistik im digitalen Wandel. Interviews und Erkenntnisse von und mit Profis aus dem Bereich Supply Chain Management, ganz ohne Beratermission. Ich bin Max Meister und Familienunternehmer in dritter Generation.

MAX: Vielen Dank, dass du da bist. Für alle Zuhörer und Zuhörerinnen, stell dich doch mal vor, wer bist du und was machst du?

ANDREAS HUBER: Ja, hallo, danke vielmals für die Einladung. Mein Name ist Andy Huber, wie man es hört, komme ich aus der Schweiz. Ich arbeite bei einem gewissen Onlinehändler, bei Brack.ch. Die Brack.ch gehört zur Competec-Gruppe, in dem es weitere Unternehmen gibt. Ich selber bin zuständig im B2B-Bereich, sprich für die Unternehmen und Institutionen, die Bedarf haben für den Eigenbedarf, IT- Produkte, Elektronik bis hin zur Kaffeemaschine und Kaffeekapseln. Ich bin schon seit neun Jahren bei der Firma Brack und in diesem Zeitraum sind wir sehr stark gewachsen, selbständig und haben heute knapp 650 Mitarbeiter und hatten letztes Jahr einen Umsatz von 665 Millionen Schweizer Franken, das sind ca. 600 Millionen Euro, je nach Kurs.

MAX: Jeder, der mich oder die Firma Meister kennt, weiß, dass wir eine ganz gute Verbindung zur Firma Brack haben und zwar über den Inhaber. Wir beide haben uns kennengelernt auf einem Event, wo war das genau?

ANDREAS HUBER: Das war an der K5 in Berlin vor zwei Jahren.

MAX: Du hast gesagt, du bist für den B2B-Bereich zuständig, welche Bedeutung hat dieser Bereich bei Brack ungefähr von der Größe?

ANDREAS HUBER: Das kommunizieren wir nicht, sondern wir geben nur den Gruppenumsatz heraus, aber selbstverständlich einen wichtigen Platz im Unternehmen.

MAX: Gut, ich wollte es trotzdem mal versuchen. Ich bin zuletzt auf dich aufmerksam geworden, da habe ich einen Xing-Insiderartikel von dir gelesen und du bist darauf eingegangen, dass du der Überzeugung bist, dass der Produktpreis heute nicht mehr das einzig Entscheidende ist für den Einkauf. Darüber würde ich mich gern mit dir unterhalten. Wie kommst du zu der These?

ANDREAS HUBER: Das hat natürlich eine Geschichte. Früher war natürlich der Produktpreis massiv im Vordergrund bei den Einkäufern wie auch bei den IT-Entscheidern. Als das Internet aufgekommen ist mit den Vergleichsplattformen, hatte der Kunde plötzlich eine Möglichkeit, die Preise auf dem Markt zu vergleichen. Das ergab eine große Transparenz. Früher war wirklich das Gespräch so, dass es dann hieß, was ist der Preis für Artikel A, B oder C. Das wurde verglichen und dann wurde beim Günstigsten eingekauft. Mit der Zeit hat dann der Kunde gesehen, dass halt der Preis nicht alleine entscheidend ist, sondern wenn ich das erste Mal eine Retoure machen muss bei einem Produkt, den ich bei irgendeinem Onlinehändler gekauft habe, der vielleicht nicht so gute Prozesse hat, dann stellt man schnell fest, dass das Problem war, wie bringe ich das Produkt zurück, erreiche ich jemanden, etc. Heute ist es natürlich so, die Kunden haben sich auch weiterentwickelt und es ist überall so, die Effizienz ist ein wichtiger Punkt geworden. Dadurch, dass es bei uns in der IT- Branche die Preise sehr ähnlich sind, wir sagen immer, die Preisspanne zwischen dem günstigsten und teuersten relevantesten Anbieter beträgt 1 bis 3 Prozent. Da ist der Preis dann ziemlich gleich, da spielen andere Faktoren eine größere Rolle. Es geht dann über die Verfügbarkeit, die Erreichbarkeit der Mitarbeiter, wie einfach ist ein Retouren-Prozess, kriege ich alles aus einer Hand. Das sind natürlich Themen, wenn man mit Kunden spricht, die einen großen Bedarf haben und viel bestellen, ist es schon ein wichtigeres Argument.

MAX: Du sagst, diejenigen, die viel oder häufig bestellen, wie oft im Jahr kauft ein klassischer B2B-Kunde bei euch ein?

ANDREAS HUBER: Es ist ganz unterschiedlich dadurch, dass wir von der Ein-Mann-Firma bis hin zum Großkonzern alles beliefern, ist natürlich die Frequenz der Bestellung da sehr unterschiedlich. Bei uns sagen wir, ein Unternehmen, das regelmäßig bei uns bestellt, bestellt ein- bis zweimal pro Woche. Das ist bei uns ein guter Kunde, der regelmäßig einkauft. Natürlich gibt es auch Unternehmen, die bestellen nur einmal im Monat, weil sie nur ein Notebook benötigen oder mal ein Kabel oder ein Zubehör.

MAX: Die sind bei euch dann in der B2B-Branche aufgehängt und nicht im
B2CBereich?

ANDREAS HUBER: Bei uns ist es so, alles, was ein Geschäftskunde ist, zählt schlussendlich auch zum B2B-Umsatz. Weil er in der Kommunikation als Geschäftskunde identifiziert wird und er dementsprechend auch die Kommunikation von der Businessabteilung kriegt, die halt für ihn spannend sind und nicht unbedingt über Spielzeug und Sportgeräte, was in der B2C-Welt ist. Bei uns ist es aber so, dass die Kunden, wir haben ein Team von mehr als 20 Sales, die betreuen Unternehmen ab 50 Mitarbeitern aufwärts. Das ist unser Cut, alles, was darunter ist, wird durch den zentralen Verkauf bei uns betreut. Dort ist eher die Anfrage, was kann das Produkt oder ich suche ein Produkt, das A und B kann, das ist eine andere Beratungsleistung als das, was wir bei größeren Unternehmen haben.

MAX: Welche Leistungen bietet ihr an oder bieten auch andere Händler an, die deiner Meinung nach wichtig sind, um die Prozesskosten zu senken oder die Kosten, die rund um das Produkt sind. Was gibt es so ganz klassisch?

ANDREAS HUBER: Man muss vielleicht noch unterscheiden, was ist eigentlich unser Kunde? Die Unternehmen haben wir in zwei Bereiche aufgeteilt. Der eine Kunde, welcher für uns weniger spannend ist, ist der, der nur eine kleine oder keine IT-Abteilung hat. Die gehen dann über einen Dienstleister, die ihn beraten im Sinne von Komplettberatung von A bis Z, wo auch in-house die PCs und Notebooks selber installieren, aufsetzen. Unser spannender Kunde ist der, der eigene IT-Abteilung hat und selber weiß, was er benötigt, wo er was gerne kaufen möchte, welche Brand er möchte und da braucht er einen Partner, der schnell liefern kann, der eine hohe Verfügbarkeit hat. Es sind so die Grundvoraussetzungen. Was wir dann bieten, im Gegensatz zu den anderen Onlinern, wir haben ein Team von wie gesagt 20 Mitarbeitern, die den Kunden natürlich technisch beraten. Auf der anderen Seite versuchen wir, mit dem Kunden die Prozesse zu optimieren. Wir schauen mit ihm an, wie kauft er ein und was kauft er ein, in welcher Frequenz kauft er ein und versuchen so auf der einen Seite, seine Prozesse zu optimieren, ihm zu erklären, was er besser machen kann und auf der anderen Seite versuchen wir bei Artikeln, die er regelmäßig benötigt, aber vielleicht heute noch einzeln einkauft, zu gruppieren, ihm bei uns Lagerplätze zur Verfügung zu stellen, so dass er seine Ware bei uns einlagern kann, die er benötigt und somit eine hohe Verfügbarkeit hat zu einem gesicherten Preis. Das sind die Grundunterschiede, die wir eigentlich anbieten, nebst ganz vielen anderen Thematiken. Wir unterscheiden uns auch dadurch, dass wir alles selber einkaufen in unser Lager. Alle Artikel, die wir liefern, sind bei uns im Haus. Wir machen nichts über Streckengeschäft. Wir sind heute die einzigen in der Schweiz, die alles aus eigenem Lager liefern. Das ist ein großer Vorteil für uns. Das bedeutet aber auf der anderen Seite, dass wir natürlich Einkäufer benötigen, die das Material einkaufen, die wissen, was heute gefragt ist und was nicht. Dadurch, dass wir heute 200.000 Artikel haben, ist klar, dass unser Sales-Mann nicht über alle Artikel Bescheid wissen kann. Das ist ein Grund, helfen uns unsere Einkäufer, je nach Thematik halt, den Kunden zu beraten und somit eigentlich ein breites Knowhow dem Kunden zur Verfügung zu stellen. Das können heute eigentlich nur wenige.

MAX: Das heißt, wenn ich es richtig verstanden habe, habt Ihr aber schon relativ kundenindividuelle Betreuung und auch wirklich Kundenberater vor Ort oder am Telefon. Das ist schon ein relativ wichtiger Anteil, oder?

ANDREAS HUBER: Der persönliche Kontakt hat bei uns selbstverständlich eine hohe Relevanz. Wir stellen jedem größeren Kunden einen Accounter zur Seite. Wir haben natürlich heute viele Unternehmen, die wissen, was sie wollen. Die benötigen einen guten zuverlässigen Shop, wo sie das kaufen können, was sie benötigen, den richtigen Preis im System hinterlegt haben und da sind sie sehr selbständig. Wir haben Großunternehmen, zu denen haben wir praktisch keinen Kontakt, die melden sich nur, wenn mal ein Projekt ansteht oder wenn wirklich eine Frage besteht. Ansonsten arbeiten die sehr selbständig. Natürlich gibt es auf der anderen Seite aber Kunden, die brauchen mehr Nähe und Betreuung, weil sie vielleicht komplexere Themen haben, die sie selber nicht ganz umsetzen können. Da kommen wir natürlich dementsprechend zu Hilfe. Aber auf der anderen Seite ist natürlich der persönliche Kontakt wichtig, weil man dann einen schnelleren Zugang zum Kunden oder der Kunde zu uns. Und das ist in der heutigen Zeit, wo E-Mail doch dominant ist, kann es durchaus auch mal Sinn machen, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und seinen Berater schnell anzurufen und schnell ein Thema zu klären. Das ist für den Kunden schon wichtig. Meist ist es ja dann wichtig und entscheidend, wenn mal etwas ist. Dann muss ich einen Zugang zu meinem Berater haben und zwar schnell.

MAX: Und welche Bedeutung spielen bei Euch Themen wie OCI und EDI- Anbindung?

ANDREAS HUBER: Immer mehr, es hat in den letzten zwei Jahren inflationär zugenommen, da haben wir eine klare Nachfrage seitens der Kunden, die ihre Prozesse über die Schnittstellen optimieren wollen, also mehr automatisieren wollen vom Bestellprozess bis zur Rechnungsstellung, dass sie möglichst wenig machen müssen. Wir haben aber doch schon auch festgestellt, dass die Schwierigkeit besteht, dass jedes Unternehmen entweder mit einem anderen Dienstleister zusammenarbeitet, der andere Voraussetzungen benötigt, um die Daten auszuliefern, auch verschiedene Kostenmodelle hat, wo wir uns fragen, ob es nachhaltig ist für den Lieferanten, ob man dann noch konkurrenzfähig sein wird, wenn man die Kosten reinrechnet. Und auf der anderen Seite gibt es Kunden, die wollen ein riesen Projekt aufstellen für -für uns- Kleinstbeträge. Wenn jemand eine Schnittstelle will und er macht 10.000 Schweizer Franken Umsatz bei uns, dann rechnet sich das heute aktuell grundsätzlich nicht, weil es einfach zu fragmentiert ist. Man muss immer noch sehr individuell Ressourcen einsetzen und das ist dann effektiv eine Frage des Aufwandes und des Ertrages.

MAX: Bei uns ist es auch so, dass wir nur für Kunden, die eine gewisse Umsatzgröße erreichen, das Thema überhaupt angehen. Ich bin der Auffassung, man hat auch die Verantwortung, dass die Schnittstelle läuft und ich nehme es nicht nur einmal in Betrieb, sondern man muss halt dafür sorgen, dass es auch in Zukunft jeden Tag funktioniert. Da steckt schon ein bisschen Aufwand dahinter. Gibt es irgendwelche Trends in dem Bereich, wo du sagst, das wird momentan mehr gefragt oder ist es generell ähnlich verteilt bei den größeren oder bei den SAP- Nutzern, OCI?

ANDREAS HUBER: Am einfachsten umsetzbar für uns ist heute klar die OCI-Schnittstelle, welche bei den SAP-Gruppen besteht. Der Trend ist klar, es wollen immer mehr auf Schnittstellen gehen, was auch der richtige Weg ist und über kurz oder lang überall umgesetzt werden wird. Es ist eine Frage der Zeit und der Größe des Unternehmens. Bei den großen Unternehmen geht es schneller voran, bei den kleineren fehlt in der Regel das Knowhow, solche Schnittstellen auch umzusetzen. Vielfach müssen wir auch dem Kunden erklären, was er eigentlich zu tun hat und das sicher eine große Schwierigkeit, dass es durchaus auch sehr aufwändig sein wird. Bei kleineren Unternehmen stellt sich die Frage, ob es wirklich Sinn macht oder nicht.

MAX: Viele haben auch keine eigene IT- Abteilung und keine eigenen Administratoren, die die Systeme wirklich aufsetzen können.

ANDREAS HUBER: Das ist richtig. Auf der anderen Seite, was wir versuchen, ist einen Onlineshop dem Kunden anzubieten, wo wir möglichst viele Prozesse direkt auf dem Shop abbilden können und das ist für uns schon ein Anspruch, dass wir die Bedürfnisse der Kunden auch im Shop abbilden können, damit er sagt, okay, ich kann mir vielleicht heute momentan noch keine Schnittstelle leisten oder wir sind noch zu wenig weit. Aber auf der anderen Seite habe ich einen Shop, wo ich wie eine Bestellsoftware bearbeiten kann. Das ist sicher etwas, was für uns wichtig ist. Die zwei Seiten, die professionelle Seite wie aber auch für die Kleinunternehmen dort eine Plattform zu bieten, wo sie eigentlich alles heraussehen können.
MAX: Der Shop Brack.ch ist für B2B wie auch für B2C-Kunden genau der gleiche?

ANDREAS HUBER: Ja. Richtig. Wir arbeiten aber daran, dass wir für die B2B-Kunden mehr Möglichkeiten haben und einbauen, wo der Nutzen dementsprechend deutlich höher ist.

MAX: Kannst du einen Ausblick geben, welche Nutzen für B2B-Kunden tendenziell interessant sind?

ANDREAS HUBER: Es sind Standardnutzen, die wir heute auch schon drin haben. Der Workflow, die Prozessabbildungen, Freigabeprozesse zum Beispiel, die gesamten Statistiken. Was habe ich gekauft, wann habe ich gekauft. Heute müssen wir zum Teil noch Export machen. Das ist zwar auch ein Projekt von unserer Seite, aber es ist geplant, dass wir es direkt integrieren möchten in den Shop, wo der Kunde es effektiv dann selber zusammenstellen kann.

MAX: Ich bin gespannt, ich kenne euren Shop. Er ist – Stand heute – wahnsinnig schnell. Ich bin gespannt, ob ihr es auch mit den ganzen B2B-Funktionen noch halten könnte, die Geschwindigkeit. Wo wird der Shop entwickelt oder wie entwickelt ihr den?

ANDREAS HUBER: Er wird bei uns inhouse entwickelt. Wir haben eigene Entwickler, die für den Shop zuständig sind und das bringt uns auch den Vorteil, dass wir ziemlich schnell sind und nicht über eine Agentur oder über einen externen Dienstleister gehen müssen, um Änderungen zu machen.

MAX: Wir hatten eingangs über das Thema Produktpreis respektive Prozesskosten gesprochen. Bei uns geht es allgemein um das Thema Einkauf, Logistik und auch IT und die beliebte Digitalisierung darum herum. Gibt es sonst noch Themen, wo du sagst, die liegen dir auf dem Herzen oder die sind dir besonders wichtig zum Thema, was ist die Verantwortung oder die Aufgabe von guten B2B-Onlineshops in der heutigen Zeit?

ANDREAS HUBER: Wichtig ist neben den Grundleistungen zu erbringen, sind wir der Überzeugung, dass es heute nicht reicht, nur einen guten Shop dem Kunden zur Verfügung zu stellen und für den Kunden da zu sein, wenn er etwas braucht, sondern ich bin der Überzeugung, es braucht Leute, die auch beim Kunden vorbeigehen. Vor allem im B2B-Geschäft, der persönliche Kontakt ist immer noch extrem relevant. Es ist sicher nicht mehr so wie früher, dass man einmal monatlich beim Kunden vorbeigehen muss, um sich bei Kaffee und Brezel auszutauschen, was jetzt gerade aktuell ist. Dafür sind die Kosten heute zu hoch und es ist nicht effizient. Da haben wir klar runtergefahren, wir machen in der Regel noch einmal pro Jahr einen Besuch, um den Bedarf zu erfragen. Ansonsten ist klar, dass wir den Kunden proaktiv unterstützen müssen, wenn es Modellwechsel gibt. Wenn er eine Notebook-Serie im Einsatz hat, die läuft beim Hersteller aus, es kommt ein Nachfolgemodell. Es ist wichtig, dass wir proaktiv den Kunden informieren, dass das Gerät ausläuft und er sich überlegen muss, ob er noch dazukaufen möchte oder er evtl. schon bereit ist, das neue Gerät zu testen, damit er dann, wenn das neue Gerät wirklich verfügbar ist und das Alte nicht erhältlich ist, um seine IT reibungslos weiterzuführen, ohne dann in ein Loch zu geraten, wo er noch zwei Monate testen und schauen muss und neu aufsetzen muss. Das sind auch solche Sachen, die extrem wichtig, dass man den Kunden praktisch informiert, ihn darauf aufmerksam macht, dass es längere Lieferzeiten gibt, ihn aufmerksam machen, dass es neue Möglichkeiten gibt für seine Bedürfnisse, die er hat, die er seinen internen Kunden zur Verfügung stellen muss. Diese Proaktivität kann man schwierig über einen Algorithmus heute anbieten. Das wird sicher mal möglich sein, aber es ist sicher so, dass ein Faktor Mensch immer noch sehr relevant ist und – nicht zu vergessen – auch, wenn die Kunden heute sehr eigenständig unterwegs sind, möchten sie schon auch wissen, wenn sie viel Geld ausgeben, bei wem bestellen sie, wer ist die Frau, der Mann hinter dem Telefon oder der E-Mail. Die persönliche Beziehung hat immer noch Gewicht, ist vielleicht nicht mehr so entscheidend wie vor 10, 20 Jahren, aber sie ist immer noch extrem relevant. Da haben wir ein großes Gewicht, was den persönlichen Kontakt angeht.

MAX: Wir haben uns vorher schon unterhalten. Ich stimme hundertprozentig zu. Ich glaube, es ist extrem wichtig und dass man es auch nicht vernachlässigen darf. Wenn ich es jetzt richtig verstanden habe, habt ihr auch für diese technischen Fragen, also, das heißt, wenn Nachfolgesysteme und ähnliches kommen, habt ihr eigene Produktmanager, kannst du beschreiben, wie das funktioniert und
wie da die Schnittstelle vielleicht auch zum B2B-Kunden hin funktioniert?

ANDREAS HUBER: Es ist grundsätzlich so, dass der Kunde einen direkten Ansprechpartner hat für alles, was unsere Firma anbietet. Das ist klassisch neuenglisch single point of contact, den wir anbieten. Unsere Mitarbeiter sind tendenziell IT-lastig ausgebildet. Sie haben ein gutes IT-Knowhow, aber dadurch, dass wir so viele Produkte anbieten oder auch Spezialitäten, ich nehme immer das Beispiel Microsoft-Lizenzierung. Wenn man da nicht täglich damit arbeitet, wird es schwierig, die richtige Lösung anzubieten. Weil Microsoft schaut darauf, dass man es richtig lizensiert, sonst ist es nicht so gut für den Kunden. Und wenn ein Kunde von uns kauft und sagt, er würde gern auf Office 365, was ist so das richtige Lizenzierungsmodell, dann ist klar, dass der Sales nicht bis in die Tiefe weiß, was das effektiv richtige Produkt für ihn ist. Da haben wir zum Beispiel Spezialisten, die machen nichts anderes als Microsoft-Lizenzen. Und dann holen wir ihn dazu und er spricht dann direkt mit dem Kunden oder dem Zuständigen beim Kunden über das Projekt und lassen wir sie zusammenarbeiten. Oder wir verkaufen auch Leuchten und Leuchtmittel. Wir wissen alle, was eine LED-Lampe ist, aber was jetzt richtig für das Unternehmen ist, wie muss es ausgeleuchtet werden, das kann ein Mitarbeiter nicht richtig empfehlen, oder nicht das richtige. In diesem Moment holen wir den Spezialisten, den Einkäufer oder den Projektverantwortlichen für das Thema und er übernimmt dann den Lead und gibt dem Kunden die richtige Antwort auf seine Frage. So haben wir doch die Möglichkeit, auf einer großen Bandbreite dem Kunden das richtige Produkt für seine Bedürfnisse anzubieten.

MAX: Vielleicht für die, die die Firma Brack noch nicht so gut kennen, ihr habt wirklich das Konzept, dass ihr die Produkte, die ihr verkauft, auf eigenem Lager habt, verfügbar und ihr erweitert das Sortiment. Mich würde interessieren, wo siehst du da Chancen für den klassischen B2B-Händler, auch in Zukunft mit veränderten Sortimenten mehr Umsätze beim Kunden und auch Mehrwerte zu kreieren? Vielleicht kannst du das Sortiment auch nochmal ein bisschen vorstellen?

ANDREAS HUBER: Auf Brack.ch verkaufen wir alles außer Frischwaren und Sachen, die gekühlt werden müssen. Unser größtes Produktsortiment ist immer noch in der Elektronik, also IT und Unterhaltungs-Elektronik wie aber auch jetzt Sport, Bau und Hobby, Lebensmittel, was eingelagert werden kann und nicht gekühlt werden muss. Also eine große Bandbreite. Wir kommen aus der IT-Ecke, wir gehen aber immer weiter und schauen heute, was braucht ein Unternehmen nebst IT? Da gibt es viel, wenn jeder an sein Unternehmen denkt, was alles darin ist, über das Wasser, den Kaffee, die Schreibwaren, das Bier für den Feierabend, die Geschenke für die Mitarbeiter. Der beschriftete USB-Stick als Werbegeschenk. Die Palette ist relativ groß und wir versuchen, uns horizontal zu verbreitern und wir möchten gern eigentlich für den Kunden nicht nur der IT-Lieferant sein, sondern auch alles, was er heute in seinem Tagesbedarf in seinem Unternehmen sein, möchten wir anbieten.

MAX: Habt ihr schon mal eine Palette Großkopierer verschickt und eine Packung Nudeln drauf?

ANDREAS HUBER: Das kann ich nicht sagen, ob es so war, aber wir verkaufen verschiedene Anfragen. Zum Beispiel ein Projekt für einen Versicherer, der Stehlampen benötigt. Wir haben sie dann noch beschriftet mit seinem Logo und verschickt. Oder wir haben Kunden, die hatten 1.500 Sonnencremes angefragt als Werbegeschenke, können wir auch organisieren, weil wir einen Sportteil haben. Da gibt es ganz wilde Geschichten. Wir haben gestern 400 Zeitungsständer verkauft, die Altpapiersammler, das machen wir alles.

MAX: Mich freut es, wenn ihr da einen Mehrwert kreieren könnt und dieser gut beim Kunden ankommt. Ein Thema, über das wir vorhin noch gesprochen haben und dann sind wir auch schon fast am Ende. Du hast gesagt, dass das Thema Nachhaltigkeit eines ist, das euch umtreibt. Welche Bedeutung hat das Thema für euch heute?

ANDREAS HUBER:: Im Unternehmen hat das Thema Nachhaltigkeit eine sehr hohe Bedeutung. Wir versuchen, dort alles, was mit Recycling zu tun hat, dass wir das weiterverarbeiten. Der gesamte Karton bei uns geht eigentlich in ein Recycling zurück. Die Holzpaletten werden in einem Holzwerk weiterverarbeitet, damit andere etwas anfangen können damit. Wir heizen nur mit erneuerbarem Strom, nur aus erneuerbaren Quellen. Wir schauen, dass die Notebooks wieder funktionieren, die wir zurückkriegen, dass wir das einem Hilfswerk weitergeben können. Es gibt ganz viele verschiedene Themen, die man einführen kann. Am Anfang ist es immer mit gewissen Kosten verbunden, mit Anfangsinvestitionen logischerweise. Aber wir glauben daran, dass wir eine Pflicht haben, diese Nachhaltigkeit zu leben und auch weiterzubringen. Es geht aber noch weiter wie Lohn für Mann und Frau muss gleich sein, es darf keine Kinderarbeit geben, keine Korruption. Wir sind Mitglied des UN Global Compact Programms. Hier haben sich viele Unternehmen angeschlossen, die verschiedene Vorgaben erfüllen. Und das finden wir absolut korrekt, wir leben auch damit und danach. Wir schreiben jedes Jahr einen Bericht darüber was unsere Fortschritte sind mit diesen Themen und das veröffentlichen wir auch. Wir stellen aber fest, gegenüber den Kunden ist die Nachfrage nach diesem Thema nicht wirklich hoch.

MAX: Gibt es Einkaufsabteilungen oder Einkäufer, die das schon konkret fordern und die da Vorgaben machen?

ANDREAS HUBER: Vor allem bei den öffentlichen Ausschreibungen ist es in der Regel auch ein Bewertungspunkt, wie sieht es dort aus, was machen wir. Aber sonst bei den normalen Unternehmen ist es nicht unbedingt ein Thema. Damit werden wir selten konfrontiert. Wir führen sie kurz an in der Präsentation, ich finde, das gehört auch dazu und es ist für uns wichtig, weil wir auch danach leben. Aber im Tagesgeschäft ist es kein Entscheidungskriterium. Die Frage ist auch, wenn es nicht vom Unternehmen, vom Kunden, gelebt wird und gefordert wird, ist es meist kein Thema. Der Einkäufer kann sich ja damit nicht profilieren, der sagt ich kaufe jetzt nur noch bei jemandem ein der nachhaltig ist, das ist für sie zumindest heute kein Thema. Was wir natürlich bedauern.

MAX: Es ist trotzdem gut, wenn ihr einfach vorweg geht und alles andere werdet ihr dann sehen, was folgt. Ich bin der Meinung, man muss das machen, wofür man persönlich steht. Dann kann man es auch unterstützen. Bei uns ist es so, dass wir diese Themen auch noch nicht wirklich als Forderungen bekommen. Wenn, sind es mal Nebenaspekte, aber die Zeiten können sich ändern. Vielen Dank erstmal, meine letzte Frage ist immer, weil es um das Thema Supply Chain geht, du bist in dem Fall für den Vertrieb verantwortlich, für Brack.ch im B2B-Bereich. Kannst du trotzdem mal berichten, was war deine Heldentat?

ANDREAS HUBER: Gute Frage. Heldentaten führen meistens meine Mitarbeiter aus, die direkt mit den Kunden unterwegs sind. Und wir hatten letztens ein Projekt. Ein Kunde, der dringend eine Hauslieferung nach Portugal benötigte. Man muss verstehen, dass wir in der Schweiz nicht in der EU sind und mit Zollgebühren usw. voran geht. Er hatte einen Notfall und brauchte möglichst schnell 3 Notebooks nach Portugal. Wir haben alles in Bewegung gesetzt, dass der Kunde möglichst schnell diese Geräte erhalten hat und er hat sie auch gekriegt und war extrem dankbar am Ende des Tages. Wir versuchen, dem Kunden möglichst den Wunsch zu erfüllen, auch, wenn es mal außerhalb des Standardprozesses läuft.

MAX: Super, freut mich, vielen Dank.

ANDREAS HUBER: Gern geschehen.
MAX: Vielleicht können wir es irgendwann nochmal wiederholen, dann besuche ich euch in der Schweiz.

ANDREAS HUBER: Das können wir gern machen, jederzeit.
MAX: Super, danke

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