Smart Digital Solutions für Industrie und Maschinenbau aus Bayern

Im Gespräch mit Christian Wagner, CEO in-tech  GmbH Garching

Die Firma in-tech mit Hauptsitz in Garching bei München ist ein führender Anbieter für digitale Anwendungen im industriellen Umfeld. Mit mittlerweile 1.500 Mitarbeitern an 17 Standorten in 7 Ländern liefert der Erfolg der 2002 gegründeten Firma viele Gründe mal „hinter die Kulissen“ zu schauen.

Ich kenne Christian Wagner, Gründer und CEO von in-tech schon viele Jahre und schätze seine Expertise, insbesondere zum Thema Digitalisierung und smart-factory.

In diesem ersten Gespräch sind die Schwerpunkte Mensch-Maschine Interface am Beispiel Automobilindustrie und das Thema Smart Factory – Digitalisierung von Industrie Anlagen in der mittelständischen Industrie. Und eins ist sicher, Christian und ich werden die hier angerissenen Themen in weiteren Podcasts vertiefen.

Viel Freude beim Hören:

Transskript

Willkommen zu Max und die Supply-Chain-Helden, deinem Unternehmer-Podcast zum Thema Einkauf und Logistik im digitalen Wandel. Interviews und Erkenntnisse von und mit Profis aus dem Bereich Supply Chain Management, ganz ohne Beratermission. Ich bin Max Meister und Familienunternehmer in dritter Generation.

MAX: Herzlich willkommen. Wir sitzen bei der Firma in-tech in Garching. Neben mir sitzt Christian Wagner. Bevor ich dich jetzt groß vorstelle, lege doch mal los.

Wer bist du und was machst du?

CHRISTIAN WAGNER: Vielleicht die kurze Geschichte. 2002 habe ich mit einem Studienkollegen während des Studiums der Elektrotechnik beschlossen – wir machen uns selbständig. Wir hatten keine Lust, in einem großen Konzern zu arbeiten. So kam die Idee, die in-tech GmbH zu gründen.

Anfangs hatten wir keine Idee, was wir eigentlich machen wollten und dachten uns, als Elektrotechnik-Studenten kann man alles, was mit Hard- und Software zu tun hat. Das wären auch die Anfänge, wir haben alles Mögliche gemacht und dann hat es uns mehr oder weniger in die Automobilecke getrieben. Die großen deutschen OEMs sind dann als Kunden gekommen, damals mit den Themen Elektrik, Elektronik, Softwareentwicklung, Test und Absicherung. Das war zwischen 2002 und 2010 das große Thema der Automobilindustrie und so sind wir auch groß geworden.

Mittlerweile haben wir 1.500 Mitarbeiter an 17 Standorten in sieben Ländern. Als Schwerpunkte haben wir vier Bereiche.

Natürlich immer noch unser Kernthema Softwareentwicklung, Test und Absicherung für die Automobilindustrie. Dann das ganze Thema, was sind in den letzten Jahren sehr stark bei uns entwickelt hat, die Entwicklung von elektrischen Antrieben, Test und Absicherung. Wir haben in dem Bereich auch eigene Produkte entwickelt. Darüber können wir vielleicht später sprechen.

Dann das große Thema Car – Sharing, sprich intelligente Software für Apps und Back -Ends für das Thema Sharing von Fahrzeugen und mittlerweile auch von Elektro-Fahrrädern.

Noch einer unserer vier Kernbereiche ist das ganze Thema Digitalisierung im Bereich Produktion, Produktionsautomatisierung, alte Produktionsanlagen intelligent machen, ohne dass man alles austauschen muss. Von der Umsatzverteilung würde ich sagen, 60 Prozent in Deutschland und der Rest ist dann an unseren ausländischen Standorten. Ein Großteil USA und China.

MAX: Man muss dazu sagen, ich sitze hier, weil ich euch als Firma beobachte und auch, weil ihr viel richtig macht im Bereich Digitalisierung allgemein. Wo haben wir uns eigentlich zum ersten Mal getroffen?

CHRISTIAN WAGNER: Gute Frage, ich glaube, es im Jahr 2008. Wir waren da mal länger im Büro, sogar in diesem Büro hier, mittlerweile haben wir fünf Büros in und um München. Eines Abends, es war schon acht, halb neun, stand der Max Meister mit einem Kasten Augustiner vor der Tür. Ich hab ihn damals nicht gekannt  und er meinte, hey, habt ihr nicht Lust auf eine Party? Er wollte eigentlich einen Kollegen abholen und wir hatten aber auch Lust. So haben wir eine lustige Nacht miteinander verbracht. Und das war eigentlich der Beginn einer langjährigen Freundschaft.

MAX: Genau, es ist tatsächlich so passiert. Ich wollte nur einen Arbeitskollegen abholen, der heute nicht mehr bei euch arbeitet, aber immer noch ein guter Spezl von uns ist. Und dementsprechend war das ein sehr lustiger Abend.

Du hast gesagt, der größte Bereich bei euch ist heute immer noch die Beratung oder die Ingenieursberatung beim Kunden. Was macht ihr da genau?

CHRISTIAN WAGNER: Prinzipiell fällt alles unter das Thema Engineering-Dienstleistung. Das ist in Deutschland ein sehr großer Markt, die Automobilhersteller geben viel Entwicklungsarbeit nach außen. Das sind unserer Schwerpunkte, das ganze Thema Elektrik, Elektronik, Systemintegration im Wesentlichen. Das heißt, wir schauen ca. drei Jahre, bevor ein Fahrzeug in Serie geht, dass wir das Gesamtsystem sozusagen integrieren, ans Laufen bekommen. Da geht es wirklich um Test und Absicherung des Gesamtsystems von Teilsystemen. Dafür entwickeln wir auch Tools, dass der Kunde ein möglichst fehlerfreies Fahrzeug bekommt, wenn ein Fahrzeug dann wirklich in Serie geht, produziert und dann auch verkauft wird.

In dem Bereich haben wir noch einen großen Bereich, bei dem geht es wirklich um Softwareentwicklung, Software für die Intelligenz der Fahrzeuge. Einer unser großen Schwerpunktthemen momentan das Thema autonomes Fahren. Wir berechnen, wie das Fahrzeug ein anderes Fahrzeug überholt, wie es sich beim Abbiegen verhalten muss. Es geht auch um das Thema selbstlernende Karten, dass man sagt, die Informationen, die ein Fahrzeug bekommt, bekommt es ja einerseits durch die ganze Sensorik, aber andererseits auch durch das Kartenmaterial, das zur Verfügung gestellt wird von den verschiedenen Providern.

Wir bereiten das auf und testen es für das Fahrzeug, damit es für das Fahrzeug auch alles plausibel ist.

Das ganze Thema autonomes Fahren und dann, was ich vorher erwähnt hatte, alles rund um das Thema Elektromobilität. Wir sind Spezialisten im Bereich Batterien, Batterieauslegung, Testen von Batterien und das ganze Thema Test und Entwicklung der Antriebstränge und der Elektrifizierung von Fahrzeugen.

MAX: Das heißt eigentlich seid ihr bei den ganzen heißen Themen, die heute so besprochen werden und über die geschrieben wird, seid ihr eigentlich mit dabei. Wie siehst du da den Trend für die Zukunft? Wie wettbewerbsfähig seid ihr da und sind auch eure Kunden?

CHRISTIAN WAGNER: Ich bin sehr davon überzeugt, dass die deutschen Kunden extrem wettbewerbsfähig sind und sehr weit voran sind, also an der Spitze der Technologie. Für unseren Markt ändert sich die Zusammenarbeit aber zwischen unseren Kunden und uns schon sehr stark. Einerseits gibt es eine sehr starke Konsolidierung am Markt, das heißt, unsere Kunden geben dem Dienstleister immer größere Aufträge, heißt aber für uns auch, dass wir unter einem extremen Wachstumsdruck stehen. Und wir als Dienstleister kommen immer mehr in die Rolle, was sehr positiv, aber natürlich auch eine sehr große Herausforderung ist, dass wir mit eigenen Produkten Lösungen und eigenen Lösungsansätzen auf den Markt gehen dürfen und müssen. Das heißt, in der Vergangenheit hatte der Kunde ein spezifisches Problem, das wir gelöst haben. In der Zukunft wollen wir, wenn der Kunde ein Problem hat, am besten schon die fertige Lösung bieten können.

Das ist der Trend, der sich in dem Bereich herauskristallisiert und was natürlich für uns sehr schön ist. Dass wir mit eigenen Ideen, eigenen Produkten in Zukunft auf den Markt gehen können und da unsere Entwicklungskompetenz auf die Straße bringen können. Was in-tech im Vergleich zu vielen Wettbewerbern ausmacht ist, dass wir das Thema Automobilentwicklung und Softwareentwicklung IT in der Firma sozusagen verheiraten. Wir kommen von beiden Seiten, von der IT und der Automobilbranche und können sozusagen beide Welten verheiraten. Das ist genau das, was die Branche in Zukunft auch braucht.

MAX: Das heißt, ihr wandelt euch eigentlich vom externen Berater oder Konstrukteur oder Ingenieur und wollt in Zukunft Produkte anbieten, die der Kunde vielleicht so noch gar nicht unbedingt fordert oder braucht, aber die ihm dann Lösungen bieten würden?

CHRISTIAN WAGNER: Genau.

MAX: Super, das ist eigentlich eine ganz gute Differenzierung für die Zukunft. Mich freut es, dass du es so positiv siehst.

CHRISTIAN WAGNER: Auf alle Fälle Es ist natürlich sehr anstrengend, die ganze Welt hat sich gewandelt. In der Vergangenheit hatten wir vielleicht 10 Prozent Softwareentwickler, mittlerweile sind es um die 30 Prozent und wird in Richtung 50/50 definitiv in den nächsten fünf Jahren herausgehen.

MAX: Und ihr investiert auch noch strategisch in zwei andere Bereiche, was sind da die Trends für die Zukunft und was macht ihr da genau?

CHRISTIAN WAGNER: Unser zweiter großer Bereich ist das Thema Smart Factory. Daher haben wir eigentlich unsere Softwarekompetenz. Aus unserem traditionellen Bereich Smart Factory, das ist reines IT-Softwarethema, da ziehen wir unsere Kompetenz der Software-Entwicklung für die Automotive-Branche auch raus. In dem Bereich geht es darum, wir haben sehr langjähriges Industriewissen im Bereich Produktion und Produktionsautomatisierung. Wir würden behaupten, wir können jede Art von Industrieanlage digitalisieren, Informationen anzapfen und steuern.

Dadurch, dass es sehr viele verschiedene Anlagen in komplexen Produktionsbereichen gibt, können wir diese Anlagen miteinander vernetzen. Dann kommt aber die schwierige Aufgabe, was man mit den aggregierten Daten macht. Die aufzubereiten und intelligent für das Management und natürlich auch für die Mitarbeiter in der Produktion aufzubereiten. Ein großes Thema ist auch das Thema Predictive Maintenance, aber auch natürlich das ganze Thema Wartung, Downtimes reduzieren. Das ist der große Fokus in dem Bereich.

Im dritten Bereich geht es um das Thema Car-Sharing. Dadurch, dass wir im Bereich Mobilität und Digitalisierung sind, das sind unsere beiden großen Schlagworte, wollen wir intelligente Tools entwickeln. Eines unserer Produkte ist das Produkt Fleetly. Das ist eine App- und Backend-Lösung für stationsbasierte Carsharer, die super einfach und intuitiv auch für den User ist, für kleinere Kommunen oder Städte, wo sich ein großes Free-Floating-System, wie man es von einem Drive-nahen Car-to-go kennt, evtl. nicht rentiert. Es ist oftmals so das große Problem, da sind große Hemmschwellen da, ein Auto zu mieten, weil es teilweise schon am Einlog-Vorgang scheitert. Wir wollen die Hürden verringern, es super einfach machen, auch super einfach zum Implementieren für unsere Kunden.

MAX: Ist die App so, dass die Kunden, Städte oder Kommunen es unter eigenem Branding weiternutzen und ihr macht nur die Technik und Backend? Oder nutzen die die App selber?

CHRISTIAN WAGNER: Beides, sie nutzen einerseits die App als Betreiber, als White Label, sozusagen und wir branden sie dann unter ihrem Logo. Wir haben uns aber auch noch beteiligt am zweitgrößten Car-Sharing in Österreich, dass wir auch selbst Car-Sharing betreiben. Wenn Kommunen oder auch größere Anlagen, wie jetzt zum Beispiel der Business-Campus auf uns zukommen und eine Car-Sharing Lösung für ihren Betrieb oder den Campus oder ein Gewerbegebiet wollen, betreiben wir es auch mit, entweder unter unserem Logo oder unter deren Logo. Wir betreiben auch Car-Sharing-Lösungen für andere, das ist super flexibel.

MAX: Kommen wir zurück zum Thema Smart Factory. Das ist auch etwas, wo wir uns ein bisschen zuhause fühlen. Ich muss sagen, es gibt noch nicht so viele Angebote, die ich für sehr alltagstauglich halte. Wie macht ihr das oder welche Projekte geht ihr in dem Bereich hauptsächlich an?

CHRISTIAN WAGNER: Es startet immer mit einer Beratung. Der Unterschied bei uns ist, wir verkaufen nicht das eine Standardprodukt, sondern wir sehen, wenn man rausgeht in mittelständische Unternehmen, dass jedes Setup anders ist. Der erste Schritt ist immer, dass man sich zusammensetzt und analysiert, was man machen kann. Man berät den Kunden und analysiert, wenn man die Produktion digitalisiert, was würde man in welchem Maße eigentlich in einem Zeitraum X einsparen. Dadurch, dass es keine Standardlösung ist und wir aber sehr großen Industriefokus und -hintergrund auch haben, können wir sehr sehr viel auch mit geringem Aufwand aus den Standardanlagen und Prozessen rausholen.

MAX: Gibt es Industriestandards, Sprachen, Kommunikationstechniken, die man relativ schnell integrieren kann oder wie ist die Landschaft, die ihr bei den Kunden vor Ort findet?

CHRISTIAN WAGNER: Es ist super – heterogen, aber letztlich gibt es verschiedenste Industriestandards und Protokolle. Unser Ansatz ist der, dass wir sagen, unser Hauptprodukt in dem Bereich ist der Smart Connect, ein intelligentes Device, das alle Protokolle implementiert und versteht.

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, wenn ein Protokoll noch nicht implementiert ist, machen wir es auf unsere Kosten. Das Lernen neuer Bus-Systeme oder Standards geht auf unsere Kappe, denn unser großes Ziel ist es, dass wir künftig alle Sprachen, alle Bus-Protokolle abdecken.

MAX: Meine Sorge ist, dass sich viele Insellösungen etablieren. Deswegen freut es mich, wenn ihr ein Smart-Device haben wollt, das alles integriert und nur noch verbunden werden muss und dann auch zur Auswertung taugt. Ich finde es gut, wenn man versucht, in die Richtung zu gehen, weil das die Zukunft ist. Es bringt uns nichts, wenn man 18 verschiedene Lösungen in einer Firma hat.

CHRISTIAN WAGNER: Wir wollen mit unserem Ansatz bezwecken, dass man oftmals nicht die kompletten Anlagen austauschen muss. Man kann mit dem bestehenden Set eigentlich schon sehr viel machen und trotzdem die „Industrie 4.0-Standards“ anwenden bzw. digitalisieren.

MAX: Im Smart-Device wäre es mir am liebsten, wenn er ein Kugellager braucht, dass er die automatisiert bei uns bestellt, aber ernst gemeint ist es natürlich so, dass die Kommunikation von so einem Smart-Device auch mit anderen Parteien wichtig ist. Sei es Lieferanten, Wartungsfirmen, gibt es da schon Szenarien, die ihr bedient?

CHRISTIAN WAGNER: Das ist noch nicht im Standard, aber es wäre eine wahnsinnig gute Idee, dass wir es nicht als gekapselte Lösung nehmen, sondern versuchen uns zu öffnen genau für solche Themen.

Wir müssen natürlich aufpassen, es sind extrem hohe Security-Standards. Es ist ein großer Aufwand unserer Entwicklung ist, dass wir uns darauf fokussieren, dass das System absolut nicht hack-bar und nicht von außen angreifbar ist. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, wenn man sagt, das Ding hängt im Internet und jemand kann meine Produktion hacken und alles steht ein paar Tage. Deswegen ist es ein sehr großer Aufwand, die höchsten Security-Standards anzuwenden, um nach außen nicht angreifbar zu sein.

Trotzdem, die rocket science liegt nicht in der Anwendung an der Maschine, das ist für uns das Standardgeschäft. Es liegt eher in der Intelligenz des Systems, was werte ich aus, aber rein technisch ist es lösbar, dass man sagt, man „bindet“ es an, an ein Ludwig Meister System und tauscht Informationen aus, ohne dass man direkt auf das System zugreift.

MAX: Hier sehe ich tatsächlich noch viel Potenzial. In unserer Industrie gibt es viele einzelne Ansätze, aber noch keine wirklich gute Lösung. Ich würde mich freuen, wenn in dem Bereich ein deutsches Unternehmen Vorreiter wird und nicht ein kleines Unternehmen aus Silicon Valley. Das wäre schade, wir sind in Deutschland top in der Produktion, deswegen unterstütze ich es auch und finde es toll, wenn ihr investiert und schaut. Dass ihr die Fahne hochhaltet.

CHRISTIAN WAGNER: Das ist auf alle Fälle unser Ziel, wir haben einen riesen Markt, gerade in Süddeutschland. Wir sollten zunächst schauen, dass wir hier alles rausholen was geht am Standort.

MAX: Ich verfolge euer Wachstum immer sehr erfreut, wo seid ihr auf der Welt mittlerweile überall vertreten?

CHRISTIAN WAGNER: In Deutschland sind wir an fünf Standorten: Wolfsburg, Ingolstadt, München, Stuttgart und Leipzig. In Wien haben wir ein Büro, dort sitzen unsere Safety- und Security-Spezialisten. Es ist ein reines Entwicklungsbüro, das weltweit Produkte entwickelt. In Rumänien haben wir noch einen Entwicklungsstandort, es ist auch ein Büro, das Softwareentwicklung für alle Kunden weltweit betreibt. Wir haben in England noch ein Büro für unsere englischen Kunden, vorwiegend die englischen Automobil-Hersteller. In den USA haben wir drei Standorte, in China zwei und in Tschechien, in Prag, auch für Automobilhersteller und Tier 1s. Der größte Standort ist hier in München, 600 unserer Mitarbeiter sitzen hier in München und Umgebung. Da ist die Verwaltung, natürlich auch sehr viel OEM-Geschäft und der Großteil unserer Softwareentwicklung.

MAX: Und die Zielmärkte, nicht nur für die Softwareentwicklung sind nicht nur in Deutschland, sondern auch in Asien und USA? Das heißt, ihr macht es hier, aber verteilt es über das gesamte aktive Gebiet von in-tech?

CHRISTIAN WAGNER: Genau, für die Softwareentwicklung sind die Zielmärkte definitiv die großen Märkte, Europa, gerade das Thema Car-Sharing ist ein europaweites Thema, China und USA, richtig.

In der Automobilentwicklung arbeiten wir sehr lokal, in der Softwareentwicklung komplett verteilt. Wenn ein neues Thema, ein neues Projekt reinkommt, stellen wir ein neues Team auf und es ist total egal, wo die Leute sitzen.

Teilweise ist es ein 6-Mann-Team, die an fünf verschiedenen Standorten sitzen und über Videokonferenzen sich täglich austauschen. Das ist das Schöne an der Softwareentwicklung, egal, wo man ist, man kann arbeiten. Das ist auch für die Mitarbeiter schön. Theoretisch kann man von der Hängematte in Thailand aus arbeiten.

MAX: Hört sich gut an, noch zwei kurze Themen. Wie siehst du den aktuellen Stand Nutzung von Voice-Techniken in der Automobilindustrie?

CHRISTIAN WAGNER: Es ist ein Riesen-Thema, ich nutze es auch privat sehr stark, so eine Alexa und Siri, das sind die zweiten Assistenten sozusagen, auch wenn es natürlich am Anfang eine große Hemmschwelle ist. Die hören alles mit, aber es ist wie mit allen Technologien, wenn man sich daran gewöhnt hat, möchte man es eigentlich nicht mehr missen.

Wir beschäftigen uns sehr viel mit dem Thema Mensch-Maschine-Kommunikation. Wenn man den Blick von der Straße abwendet oder etwas mit den Händen am Touchscreen macht, ist man immer abgelenkt. Das heißt, mit Sprache zu kommunizieren ist das einfachste.

Es ist der große Trend der Zukunft, egal, mit welchen Devices man kommuniziert, sehr viel wird in Zukunft über Sprache laufen. Es läuft immer intuitiver und besser. In China habe ich zuletzt gesetzt, dass teilweise im Fahrzeug kleine Männchen eingeblendet werden, dass man auch jemanden hat, dem man in die Augen schauen kann. Das ist das einzige, was ein bisschen komisch ist. Man spricht mit dem leeren Raum, es fühlt sich nicht wirklich menschlich an. Wenn man irgendwann das Gefühl hat, da ist wirklich ein Gegenüber, der einem wirklich zuhört, das wird auch kommen, dann wird es die meisten Eingabeszenarien ersetzen.

MAX: Sind das für euch heute schon konkrete Kundenprojekte, weil mehr Anforderungen kommen oder ist es gar nicht euer Bereich?

CHRISTIAN WAGNER: Das ist auch unser Bereich. Wir entwickeln im Bereich Spracheingabe nicht selbst, es gibt sehr gute und große Player am Markt, aber wir integrieren diese Themen.

Wir sind gerade an der Entwicklung für eine Head-Unit,  ein Kombi- Instrument, Navigation/Radio für einen Automobilhersteller. Das wird eine unserer Eigenentwicklungen, wo wir auch eine der etablierten Spracheingabesysteme integrieren. Definitiv wird es in den meisten unserer Produkte in Zukunft auch Anwendung finden, wenn es um das Thema geht, dass der Mensch inter-agieren muss mit dem System.

MAX: Siehst du da unterschiedliche Entwicklungsstände, USA bis Asien?

CHRISTIAN WAGNER: Es ist so, dass die lokalen Anbieter immer die besten sind. Es gibt chinesische Spracherkennungs- und -eingabesysteme, die wesentlich besser sind für die Sprache Chinesisch als alle anderen und umgekehrt. Man sieht einfach noch, dass man auf die Lokalen setzen muss. In den USA gibt es auch die Dominanten, Alexa ist sehr stark im Vormarsch. Sie ist Vorreiter und funktioniert da am besten.

MAX: Und vom Nutzungsgrad her? Gibt es Bereiche, wo es mehr genutzt wird oder gibt es Gegenden, Länder, wo das Thema Voice-Control im Auto intensiver genutzt wird?

CHRISTIAN WAGNER: Momentan ist es noch ähnlich, ich glaube aber, wir sehen, dass China sehr schnell auf- und überholt. Man sieht es eigentlich in allen Technologien.

Die haben mehr oder weniger jetzt eigentlich die Kreditkarte jetzt komplett ausgelassen und sind von der Bargeldzahlung zur Smartphone-Zahlung übergegangen. Die überspringen teilweise, weil es so schnell geht. In den modernen Fahrzeugen in China ist das Thema Spracheingabe implementiert und wird wahrscheinlich – genau wie das Thema Elektrofahrzeug – wesentlich schneller Anklang finden als in etablierten Märkten, wo man es gewohnt, dass man seit Jahren sein Navigationsziel mit der Hand eingibt.

Ich glaube, es gibt manche Märkte, wo sich neue Technologien dann eben schneller entwickeln werden.

MAX: Wer wird das Betriebssystem für das Autofahren? Es gibt unterschiedliche Theorien. Ich fände es gut, wenn es ein Android-Betriebssystem gibt und wir nur noch die Autos bauen. Wie siehst du den Komplex?

CHRISTIAN WAGNER: Momentan hat sich noch kein Standard entwickelt. Android entwickelt sich aus meiner Sicht für die Head-Units schon zu einem Standard, weil es super offen ist. Unser System wird auch Android-basiert laufen. Wir dachten zunächst an ein Linux-System, aber es wird ein Android-System, weil wir es offenhalten möchten und möglichst viele Drittparteien sollen auch Apps dafür entwickeln können. Das ist dann der Mehrwert, den das Fahrzeug in Zukunft bietet. Es ist nichts anderes als ein Device, ein Anzeigegerät oder ähnlich wie ein Smartphone, ein Tablet.

Die Menschen sitzen oft und lange im Fahrzeug und für eine Head-Unit ist aus meiner Sicht ein Android momentan im Vormarsch. Es ist natürlich immer noch das Thema, für das Fahrzeug an sich ist momentan ein sehr großer Trend von vielen Steuergeräten, die verschiedenste Aufgaben erfüllen, zu dem einen super Computer oder einen oder zwei Domänen Controller. Rechner, die viel Power haben und alle Aufgaben im Fahrzeug erledigen. Das ist der Trend. In Zukunft wird sich herausstellen, ob es diesen einen Standard gibt oder die Hersteller konkurrierende Systeme auf den Markt bringen. Im Bereich der Interaktion ist das Thema Android groß.

MAX: Es war natürlich ein bisschen provokant gefragt, ich habe es in unterschiedlichen Artikeln natürlich schon gelesen. Ich kann einen gewissen Lokalpatriotismus nicht vermeiden. Ich freue mich trotzdem, wenn einfach gute Lösungen gebaut werden. Ihr seid insgesamt auf einem tip-top Weg. Vielen Dank für das Gespräch.

CHRISTIAN WAGNER: Danke auch, es war super interessant.

MAX: Wenn noch Fragen sind, einfach kommentieren, ich leite sie gern weiter oder stelle den Kontakt her. Ansonsten müssen wir uns erneut treffen und das eine oder andere Thema noch besprechen, wie es mit der Smart Factory weitergeht. Das interessiert mich natürlich.

CHRISTIAN WAGNER: Gut, wir treffen uns noch einmal und besprechen es im Detail im nächsten Podcast.

MAX: Sehr gern. Danke.

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